Katame no kata
(Halten, Würgen, Hebel)

 Die Katame no kata erhebt ebenso wenig wie die Nage no kata den Anspruch, modernes Wettkampfjudo zu repräsentieren. Vielmehr dokumentiert diese Kata den Übergang vom Jujutsu zum Judo im Bereich der Haltegriffe, Würgen und Hebel (z. B. Ashi garami). So hat Kano Shihan Ude hishigi hiza gatame und Ashi garami, zu Zeiten der Jujutsu-Kämpfe sehr beliebte und erfolgreich angewendete Techniken, in Erinnerung an seine Meister der Tenjin shinyo ryu in diese Kata aufgenommen. 

Kano Jigoro hat diese Kata nach der Nage no kata 1884/85 als Randori no kata vorgestellt. Sie enthält einen grundlegenden und repräsentativen Technikquerschnitt (Modellcharakter der Kata) aus den Gruppen der Grifftechniken. 

Die Katame no kata bietet ein umfassendes diagnostisches System, durch das der Meister, Prüfer, Bewerter, fachkundige Zuschauer usw. feststellen kann, ob Tori und Uke die Kata und ihre technischen Elemente der Grifftechniken entsprechend den ihnen innewohnenden Prinzipien geistig erfasst, körperlich begriffen und sachgerecht ausgeführt haben.  

So dient die Katame no kata der Überprüfung der Grifftechniken beider Partner. Uke verteidigt sich durch kräftige, wenig zurückhaltende Angriffe gegen die Schwachpunkte von Toris jeweiliger Technik, die ihn unbeweglich machen soll. Tori setzt seinerseits seinen Angriff gegen Ukes Aktionen der Neutralisierung oder Verteidigung fort. So wechseln die Rollen von Angreifer und Verteidiger. 

Tori bereitet in dieser Kata seine Angriffe stets ruhig und sorgfältig vor und führt sie dynamisch und wirkungsvoll aus. 

Bei den drei Gruppen der Grifftechniken arbeiten Tori und Uke in dieser Kata eng zusammen, und zwar: 

Für die wirksame Anwendung der Haltegriffe (Osae komi waza) ist es sehr wichtig, dass Tori ständig Ukes Körperbewegung kontrolliert, bevor dieser mit der Befreiung oder dem Gegenangriff beginnt.

Uke unternimmt jeweils drei wirklichkeitsbezogene und deutlich voneinander unterscheidbare Befreiungsversuche, die aufgrund einer Handlungskette sinnvoll aufeinander aufbauen (actio : reactio; wenn..., dann...). Tori korrigiert ständig seine Haltung entsprechend den Befreiungsversuchen von Uke.  

Tori hält seinen Körperschwerpunkt so niedrig wie möglich, kontrolliert Ukes Kopf bei jeder Technik gut, um zu verhindern, dass er diesen bei Befreiungen einsetzt, hält engen Körperkontakt zu Uke, setzt seinen gesamten Körper einschließlich der Arme und Beine ein und bewegt sich immer etwas schneller als Uke. 

Für die wirkungsvolle Anwendung der Würgetechniken (Shime waza) ist es sehr wichtig, Ukes Halsschlagadern entweder einzeln oder gemeinsam in der richtigen Art und Weise zusammenzupressen, entweder mit der Elle oder Speiche der Arme oder der Daumen- und/oder Kleinfingerseite der Hand oder der Außenseite des Handgelenks.

Ferner muss Tori Ukes Körper unter Kontrolle bringen, bevor er mit dem Würgen beginnt. Tori zieht Ukes Hals stets an seine Brust, um die Würgetechnik wirksam werden zu lassen. 

Uke unternimmt einen Befreiungsversuch. 

Für die wirksame Ausführung der Hebeltechniken (Kansetsu waza) ist sehr bedeutsam, die Prinzipien der Hebelwirkung an Ukes Ellbogen bzw. Knie richtig anzuwenden. 

Tori hebelt stets mit großer Sorgfalt (Jita kyo ei; gegenseitige Hilfe zu beiderseitigem Wohlergehen) und beendet die Technik unverzüglich, sobald Uke aufgibt. 

Bevor Tori den jeweiligen Hebel anwendet, muss er Ukes Körper sicher kontrollieren, da Uke sich ansonsten befreien kann.