Athen (dpa) - Oberfeldwebel Michael Jurack hat auf der olympischen
Judo-Matte in Athen nahezu die gesamte Konkurrenz wegtreten lassen. Der
25 Jahre alte Athlet vom Rekordmeister TSV Abensberg bejubelte mit dem
Gewinn der Bronzemedaille im Halbschwergewicht (bis 100 kg) seinen
bislang größten Erfolg.
Mit einer Festhalte zum Ende des kleinen Finales in der
Ano-Liossia-Halle ließ der EM-Fünfte den bärenstarken Aserbaidschaner
Mowlud Miralijew keine Chance. «Ich wollte unbedingt eine Medaille. Die
habe ich jetzt. Das muss ich erst mal verarbeiten», sagte der
Niederbayer völlig erschöpft nach dem fünfminütigen Kraftakt. Den Frauen
blieb weiteres Edelmetall allerdings versagt: Uta Kühnen (Berlin)
scheiterte in Runde eins.
Nach dem Gewinn der Goldmedaille durch Yvonne Bönisch (Potsdam) im
Leichtgewicht und den bronzenen Plaketten durch Annett Böhm (Leipzig) im
Halbmittelgewicht sowie Julia Matjiass (Osnabrück) im Superleichtgewicht
waren die Männer im Zugzwang. «Das superstarke Ergebnis der Frauen hat
uns sehr motiviert», meinte Jurack. Seinem Trainer Frank Wieneke fiel
eine Zentnerlast vom Herzen. Am Vormittag war er noch mürrisch durch die
Katakomben der Halle gelaufen, die Nerven waren bis zum Zerreißen
gespannt. «Über diese Medaille freue ich mich besonders», erklärte
Wieneke, der den EM-Fünften in Köln betreut. «Ich habe immer gesagt,
dass er mehr kann, als er bisher erreicht hat.»
Nach drei Siegen in den Auftaktkämpfen schien es, als hätte Jurack
sein Pulver im Halbfinale verschossen. Der Südkoreaner Jang Sung Ho,
Vizeweltmeister von 1999 und WM-Dritter von 2001, riss den Deutschen mit
einer Beinsichel nach 1:36 Minuten aus den Goldträumen. Zuvor hatte sich
der gelernte Maurer mit zwei Blitzauftritten für die entscheidenden
Gefechte geschont. In seinem ersten Kampf gegen den Griechen Vasileios
Iliadis benötigte er lediglich 17 Sekunden, um die Matte nach einem
Innenschenkelwurf als Sieger zu verlassen. Anschließend setzte er den
Kubaner Oreidis Despaigne nach 39 Sekunden mit einem Würgegriff außer
Gefecht. Im Viertelfinale musste sich der französische Vizeweltmeister
Ghislain Lemaire geschlagen geben.
Die Goldmedaille nahm überraschend der Weißrusse Igor Makarow in
Empfang. Im Finale bezwang er den Südkoreaner Jang. Zuvor war ein
Denkmal vom Sockel gestürzt. Hunderte japanische Fans mussten mit Tränen
in den Augen zuschauen, wie der Sydney-Olympiasieger und
Dreifach-Weltmeister Kosei Inoue zunächst vom Niederländer Elco van der
Geest und anschließend vom Aserbaidschaner Mowlud Miralijew aufs Kreuz
gelegt wurde.
Das sechste Gold für die japanischen Judoka steuerte Noriko Anno im
Halbschwergewicht (bis 78 kg) bei. Sie setzte sich gegen die Chinesin
Liu Xia durch. Uta Kühnen konnte sich mit ihrem schnellen Aus nicht
abfinden. «Es ist verdammt ärgerlich. Es war mehr drin», meinte die
dreifache EM-Dritte. Die kubanische Vizeweltmeisterin und spätere
Bronzemedaillengewinnerin Yurisel Laborde hatte die 29 Jahre alte
Studentin der Lebensmitteltechnologie durch Yuko (mittlere Wertung) aus
dem Rennen geworfen.