Internationale deutsche Meisterschaft der Männer und Frauen
am 10. und 11. Juli 2004 in Braunschweig
 

Mit 285 Teilnehmern (154 Männer und 131 Frauen) war der Zuspruch zur IDEM nicht so überwältigend wie in den Vorjahren. Dennoch nutzten viele nominierte Olympiateilnehmer aus dem Ausland - immerhin starteten Kämpfer aus 30 Nationen - dieses Turnier als letzte Wettkampfmöglichkeit. Entsprechend hochkarätig waren die Starterfelder.
Die IDEM 2004 war eine gelungene Generalprobe für die Olympischen Spiele in Athen.

Alle deutschen Olympia-Starter, die an den Internationalen Deutschen Meisterschaften in Braunschweig teilnahmen, konnten einen Medaillenrang erkämpfen. Es fehlten nur Anna von Harnier (Schulterverletzung) und Julia Matijass (Krankheit).


Hier die Platzierungen für unsere Olympiastarter:

-52 kg: Raffaella Imbriani 3. Platz
-57 kg: Yvonne Bönisch 1. Platz
-70 kg: Annett Böhm 1. Platz
-78 kg: Uta Kühnen 2. Platz
+78 kg: Sandra Köppen 2. Platz
     
-60 kg: Oliver Gussenberg 3. Platz
-81 kg: Florian Wanner 1. Platz
-90 kg: Gerhard Dempf 2. Platz
-100 kg: Michael Jurack 2. Platz
+100 kg: Andreas Tölzer 1. Platz

 

Insgesamt gab es für die deutschen Judoka 6 x Gold, 8 x Silber und 12 x Bronze. Mit diesem Ergebnis belegen sie in der Nationenwertung den 1. Platz. Platz zwei im Medaillenspiegel belegte Großbritannien vor Portugal und Slowenien.

 

Aus Brandenburg nahmen 13 Sportler teil. Ein kompletter Medaillensatz und weitere zwei fünfte Plätze, eine neunter und ein elfter Rang ging an unser Sportler.

 

Hier einige Wertungen zu unseren Sportlern und den Höhepunkten dieser Meisterschaft:

 

Männer:
Gewichtslasse -60 kg:

Aus Brandenburg nahm kein Sportler teil. Interessant war sicher das Abschneiden des Olympiastarters Oliver Gussenberg. Er musste sich im Einzug ins Finale dem Franzosen Jeremy Lebris geschlagen geben, gewann jedoch dann gegen den Kanadier Frazer Will die Bronzemedaille.
Beeindruckt war das Publikum vor allem jedoch von dem Österreicher Ludwig Paischer. In einem furiosen Finale, in dem er trotz der Ausnutzung der kompletten Kampfzeit nie Zweifel daran aufkommen ließ, dass er der Bessere sei, zeigte schönes Judo. Insbesondere sein Bodenkampf war faszinierend und zeigte einmal mehr, dass auch Judo am Boden attraktiv sein kann.

 

Gewichtslasse -66 kg:
Aus unserem Land nahm Michael Rex teil, der jedoch bereits nach dem ersten Kampf alle seine Hoffnungen begraben musste. Sein Gegner, der Slowake Matus Konarsky gewann zwar noch einen Kampf, verlor jedoch dann das Poolfinale gegen Dax Elmont.
Beeindruckend in diesem Starterfeld war Adrian Kulisch, der alle seine Kämpfe gewinnen konnte.

Gewichtslasse -73 kg:
Aus Brandenburg waren mit Rene Schendel und Nico Müller zwei Judoka am Start.
Rene Schendel gewann seinen ersten Kampf, musste sich jedoch danach dem späteren Meister Joao Pina aus Portugal geschlagen geben. In der Trostrunde musste er gegen Michael Möbius eine weitere Niederlage hinnehmen und beendete das Turnier als Elfter.
Nico Müller hatte es gleich als erstes mit keinem geringeren als dem Ukrainer Gennadi Bilodid zu tun. Diesen Kampf verlor er, machte sich aber durchaus Hoffnungen auf die Trostrunde. Allerdings verlor Bilodid das Poolfinale gegen Wolfgang Amoussou, womit für Nico der Wettkampf beendet war. Bilodid wurde am Ende Dritter, Amoussou kämpfte im Finale und gewann Silber.

Gewichtslasse -81 kg:
Es gab keinen Starter aus Brandenburg, jedoch war wohl diese Gewichtsklasse die medienträchtigste am zweiten Wettkampftag. Startete hier doch der Weltmeister Florian Wanner. Er kämpfte sich souverän - wie auch erhofft - in das Finale. Sein Gegner war der gerade im ersten Jahr bei den Männern startende amtierende Junioren-Vize-Europameister Nick Hein. Bereits in Hamburg hatte Nick mit einem 5. Platz aufhorchen lassen und so wurde dieses Finale eine sehr spannende Auseinandersetzung. Nick bot dem Weltmeister ernsthaft Paroli. Letztendlich setzte sich jedoch der erfahrenere Florian Wanner auch hier souverän durch.

Gewichtslasse -90 kg:
Wiederum kein Brandenburger Starter. Auffällig hier, dass die Kämpfe um die Medaillen fast ausschließlich in deutscher Hand lagen. Einziger Kämpfer, der in diese Phalanx einstieg war der Engländer Winston Gordon, der letztendlich dann Meister wurde. Olympiastarter Gerhardt Dempf, Christian Ultsch, Björn Bachmann, Sven Helbing und Valentin Knobloch belegten die danach folgenden Plätze 2 bis 5.

Gewichtslasse -100 kg:
Aus unserem Land nahm Thomas Pille teil. Thomas gewann seinen ersten Kampf gegen den Österreicher Rupert Ries souverän in weniger als einer Minute. Allerdings musste er im zweiten Kampf die Überlegenheit des Australiers Martin Kelly anerkennen. Leider verlor dieser dann das Poolfinale, womit Thomas der Einzug in die Trostrunde verwehrt blieb.
Olympiastarter Michael Jurack stand im Finale gegen Nicolas Gill aus Kanada. Dieser Kampf wurde durch Inaktivitäts-Strafen entschieden, wobei Michael Jurack mit einer Strafe mehr die schlechteren Karten hatte. Er gewann Silber.

Gewichtslasse +100 kg:
Hier starteten aus unserem Land Sebastian Bähr und Fred Finzelberg. Beide wurden Poolsieger. Sehr interessant waren dann die Halbfinalbegegnungen: Fred kämpfte gegen Olympiastarter Andreas Tölzer, Sebastian gegen den amtierenden Deutschen Meister Henri Hubert. Unsere Beiden kamen letztendlich ins kleine Finale - glücklicherweise nicht gegeneinander. "Bährchen" gewann seinen Kampf um Bronze gegen den Niederländer Grim Vijsters, Fred musste Tobias Albuschies den Vortritt lassen.

Damit standen sich im Finale Andreas Tölzer und Henri Hubert gegenüber. Dieser Begegnung wurde am ersten Wettkampftag die größte Aufmerksamkeit entgegengebracht.
Bis wenige Sekunden vor Ende des Kampfes schien die Sensation perfekt zu sein, dass Henri Hubert als Sieger mit einem Yuko Vorsprung gekürt wird. Jedoch erarbeitete sich Andreas Tölzer 12 Sekunden vor Schluss eine Festhalte, die Henri Hubert keine Chance ließ und er sofort abschlagen musste. Damit zeigte Andreas Tölzer zum wiederholten Male, dass mit ihm auch noch in den letzten Kampfsekunden zu rechnen ist und er so manches Ergebnis noch kippen kann.


Frauen:
Gewichtslasse -48 kg:
Unsere Olympiastarterin Julia Matijass ist an einem Infekt erkrankt. Ihre Teilnahme wurde ärztlicherseits nicht gestattet, insofern wird sie sich weiter kontinuierlich auf Olympia vorbereiten. Julia Kriesten nutzte dafür die Chance und kämpfte sich bis ins Finale durch. Ihre britische Gegnerin Fiona Robertson bezwang sie dort nach 3 Bestrafungen nach knapp über 4 Minuten mit einem Waza ari und gewann den Meistertitel.
Aus Brandenburg gab es keine Starterin in dieser Gewichtsklasse.

Gewichtslasse -52 kg:
Raffaella Imbriani als Olympiastarterin musste sich im Poolfinale der Österreicherin Rachel Walser geschlagen geben. Im Kampf um Bronze gewann sie dann gegen die Portugiesin Ana Monteiro. Ebenso Bronze ging an Anna-Maria Gradante. Auch hier gab es keine Brandenburger Starterin.

Gewichtslasse -57 kg:
Eine sehr interessante Gewichtsklasse, der ebenfalls viel Aufmerksamkeit entgegen gebracht wurde. Nahmen doch die beiden Olympia-Rivalinnen teil. Beide kämpften sich ins Finale, sodass es zum direkten Vergleich zwischen Karoline Kubatzki und unserer Yvonne Bönisch kam. Yvonne lag den gesamten Kampf immer vorn und führte mit einem Yuko Vorsprung, hat aber in der allerletzten Sekunde nach 4:59 min noch mit Ippon gewonnen.
Die zweite Brandenburger Starterin Marlen Hein musste sich im Poolfinale der Britin Sophie Cox geschlagen geben und beim Einstieg in die Trostrunde kam sie nicht an Sabrina Filzmoser aus Österreich vorbei. Damit belegte die vorjährige Internationale Deutsche Junioren-Meisterin Platz 9.

Gewichtslasse -63 kg:
Aus unserem Land nahm die Potsdamerin Antje Lehmann teil. Leider musste sich Antje gleich im Auftaktkampf gegen die spätere Bronze-Gewinnerin Urska Zolnir aus Slowenien geschlagen geben und schied damit aus dem Wettkampf aus.
Als einzige Deutsche kämpfte Claudia Malzahn mit um die Medaillen, kam aber ebenfalls nicht an der Slowenin vorbei.
Unsere Olympiastarterin Anna von Harnier laboriert an einer Schulterverletzung und konnte aus diesem Grunde nicht starten.

Gewichtslasse -70 kg:
Auch hier mit Viktoria Burke eine Potsdamer Starterin. Gleich im Auftaktkampf wurde sie durch Nicky Boontje aus den Niederlanden gestoppt, kämpfte sich aber dann bravourös durch die gesamte Trostrunde. Am Ende reichte es im Kampf um Bronze gegen die Niederländerin Edith Bosch nicht mehr ganz aus und Viktoria belegte einen 5. Platz.
Unsere Olympiastarterin Annett Böhm gewann alle ihre Kämpfe und wurde Meisterin.

Gewichtslasse -78 kg:
Die Brandenburgerin Antje Merk war hier am Start. Gegen die Österreicherin Marianne Morawek fand sie nicht das richtige Mittel und verlor diesen Kampf. Da diese danach gleich wieder verlor, war Antjes Wettkampf damit leider beendet.
Die Olympiastarterin Uta Kühnen kämpfte sich ins Finale, verlor aber mit Waza ari gegen Anastasiya Matrosova aus der Ukraine. Unsere olympische Ersatzfrau und Europameisterin Jenny Karl erkämpfte Bronze.

Gewichtslasse +78 kg:
Aus Brandenburg waren gleich zwei Kämpferinnen am Start. Unsere Olympiastarterin Sandra Köppen testete ein letztes Mal unter Wettkampfbedingungen. Sandra gewann alle ihre Kämpfe bis ins Finale, fand aber dort gegen die hoch aufgewachsene Britin Karina Bryant nicht das richtige Mittel und musste sich nach fünf Kampfminuten mit einem Waza ari geschlagen geben.
Unsere zweite Starterin Katrin Dittrich, die erst wenige Tage vorher aus dem Trainingslager in Japan zurück gekommen war, setzte sich mit der Französin Sedrine Portet auseinander. In einem Kraft raubenden Kampf, der ohne Wertung in der regulären Kampfzeit dann im Golden Score entschieden werden musste, erreichte die Französin nach 7:40 min einen Waza ari. Das Poolfinale verlor sie dann, sodass damit auch für Katrin dieser Wettkampf leider beendet war.

Insgesamt gab es schöne Wettkämpfe zu sehen, die Organisation der Meisterschaften lief nahezu perfekt und viele namhafte Teilnehmer, insbesondere Olympia-Nominierte brachten ein hohes Niveau in diese Meisterschaft.
Das Turnier passte sehr gut in die Olympiavorbereitung, wobei leider durch die niedersächsischen Ferien letztendlich nur sehr wenige Zuschauer die Halle füllten.
Bemerkenswert ist auch, dass mehrere Olympiakampfrichter vor Ort tätig waren.
In der Pressekonferenz kam natürlich immer wieder das Thema Olympia zur Sprache. Die Bundestrainer schätzen ein, dass die Stimmung gut ist, es einen berechtigten Optimismus aber sicher keine Euphorie gibt.
Neben der kontinuierlichen und guten Vorbereitung der Athleten scherzte der Präsident des DJB Peter Frese augenzwinkernd, dass er in den vergangenen Wochen extra zwei Tempel in Tokio besucht und Opfergaben gebracht habe und sicherheitshalber auch noch in Athen das Ritual wiederholen wird, damit neben den vorhandenen Leistungen auch ein Stückchen Glück den Athleten hold ist.
Präsident Peter Frese bedankte sich mit einem Kompliment an den ausrichtenden niedersächsischen Verband und den Braunschweiger Judoclub für die gute Organisation und den perfekten Ablauf der IDEM. "Ein herzliches Dankeschön aber auch an die Bundestrainer, Heimtrainer und die Athleten für die gezeigten Leistungen während des Wettkampfes."

Birgit Arendt
Pressereferentin BJV e.V