Judo: Schützel kämpft sich durch

Der "Blonde Engel" besiegt die Dauerrivalin



 
Es war ein weiter Weg zu Gold für Susann Schützel. Im Finale stand die Judoka ausgerechnet ihrer Dauerrivalin Sandrine Aurieres gegenüber.

Zierlich, zurückhaltend und äußerlich wie ein "blonder Engel": Doch auf der Tatami packte Judoka Susann Schützel hart und kompromisslos zu. In der Klasse bis 52 Kilogramm glänzte die sehbehinderte Diplom-Sozialpädagogin vom JC Frankfurt/Oder gegen die starke Französin Sandrine Aurieres mit einem vorzeitigen Sieg (Ippon) und erkämpfte bei der Judo-Premiere

Susann Schützel
zur Siegerehrung
der Frauen auf Anhieb paralympisches Gold.

Rückschlag vor den Paralympics

Erst schlug sie ungläubig die Hände über dem Kopf zusammen, dann flüchtete sie glücklich in die Arme ihrer Trainerin Yasmin Holz, ehe sie bei der Siegerehrung im Beisein ihrer Eltern den Tränen freien Lauf ließ.

Mit jeweils fünf Mal Gold bei Welt- und Europameisterschaften sowie neun deutschen Meistertiteln sammelte die gebürtige Berlinerin Edelmetall im Dauertakt. Doch vor den Paralympics kam ein Rückschlag: Bei den British Open und dem darauf folgenden Wettkampf musste sie sich der Französin Aurieres geschlagen geben.

Sehvermögen unter zehn Prozent

"Für mich war dies eine ganz wichtige Erfahrung. Zudem wurde auch der Druck der Favoritin von mir genommen", sagte die Trägerin des 3. Dan, die in Leipzig oft auch mit den Sehenden trainiert. Durch einen Gendefekt ist sie von Geburt an im Sehvermögen (unter zehn Prozent) stark eingeschränkt.

Die Erwartungshaltung vor dem Finale am Samstag in der Ano Liossia Olympic Hall war enorm. Schon Tage vorher sprach die deutsche Delegations-Leitung offen über den erhofften Gold-Gewinn. Zudem saß Bundespräsident Horst Köhler auf der Tribüne, dessen Tochter Ulrike nach einer Netzhauterkrankung fast blind ist.

Taktisch geprägtes Finale

"Ich hatte immer wieder versucht, den Druck zu reduzieren, aber die Erwartungen waren von allen Seiten spürbar", meinte Susann Schützel.

Beim Finalkampf gegen ihre französische Dauerrivalin stand zunächst die Taktik im Mittelpunkt. Alle Angriffe wehrte Susann Schützel ab und punktete nach 3:28 Minuten erstmals selbst mit einem Koka. Danach gelangen ihr hintereinander zwei Festhalte-Griffe.

Diese führten letztlich nach 25 Sekunden zu einem Ippon. "Ich habe richtig gespürt, dass sich Aurieres in den letzten 20 Sekunden schon aufgegeben hatte", sagte die Paralympics-Siegerin.

(dpa)