90. Geburtstag von Willi Lorbeer

Ein ganz Großer des Sports feiert seinen 90. Geburtstag!
Der erfolgreichste Nachwuchstrainer der Welt im Judo-Sport, Willi Lorbeer, wird seinen Geburtstag wie so oft in seinem Leben, im Kreise „seiner“ Sportler feiern.

Wer nun glaubt, in diesem Alter einen alten, gebrechlichen Mann zu erleben, der irrt gewaltig! Er, der ein beispielloses Sportlerleben lebte, hält auch im hohen Alter seine Lebensmaxime, sich dem Sport in aktiver Form zu verschreiben, aufrecht.

Täglich läuft er – manchmal auch mehrfach – die Treppen über vier Etagen bis zu seiner Wohnung im Eilschritt. „Ich will ja später nicht nur aus dem Fenster schauen müssen!“ so seine Motivation.
Legendär sind seine Anforderungen an das Tempo und die Ausdauer beim Laufen. Einst von so manchem Sportler gefürchtet, „droht“ er auch heute noch immer mal scherzhaft mit Ausdauerläufen. Für ihn auch heute noch fast eine Kleinigkeit.

Im Jahr 1934 fing er im Sportverein Ost Berlin mit dem Judo-Sport an. Dort trainierte er häufig mit dem später so berühmten Werner Seelenbinder, der als Ringer so manches Mal bei den Judoka mitkämpfte.
Als Aktiver erkämpfte er im nationalen Maßstab so manche Medaille, die großen Erfolge hatte er aber als Trainer. 1956 übernahm er die Leitung der ASK-Mannschaft und führte sie zu nationalen Titelehren und mit Erich Zielke erreichte ein Sportler aus seiner Trainingsgruppe mit der Bronzemedaille zu den Europameisterschaften 1959 die erste internationale Medaille im Judo für die DDR.
1967 übernahm er bis zu seinem Eintritt ins Rentenalter 1980 die Aufgabe des Nachwuchs-Verbandstrainers. Damit hatte er nicht nur die längste Amtszeit der Welt in solch einer Funktion, sondern erreichte mit 16 Jugend-Europameistertiteln auch das erfolgreichste Ergebnis für einen Nachwuchstrainer. Der persönliche Höhepunkt war die Europameisterschaft 1971 in Leningrad. „Meine Sportler erkämpften vier von fünf Europameister-Titeln.“

Auch heute kann er nicht vom Judo-Sport lassen. Regelmäßig trifft er sich mit seinen früheren Sportlern in der Judohalle in Strausberg und leitet das gemeinsame Training. Unerbittlich ist seine Erwärmungsgymnastik. Akkurate Liegestütze, Kniebeugen und weitere gymnastische Übungen werden von ihm vorgezeigt, so dass schon so mancher neckende Kommentar kommt: „Willi, denk dran, wir sind alle fast 70!“
Unbeirrt geht’s jedoch weiter im Programm und der fast 90-jährige Trainer gibt das Tempo vor. Aber auch Judo-Techniken werden noch geübt und der Trainer gibt wie immer so manchen Ratschlag zur sauberen Ausführung.
Beim anschließenden Fußballspiel erwacht dann endgültig der Ehrgeiz. Das Spiel-Tempo ist enorm, der Spaß riesengroß und letztendlich fliegt so manche Judojacke vor lauter Eifer in hohem Bogen an den Mattenrand. Das freut dann doch das Trainerherz: „Die spielen ja wie die Verrückten!“ Man merkt, hier spielen Freunde, die durch und durch Sportler sind.

Das ist wohl auch das Erfolgsrezept für die geistige und körperliche Fitness des Jubilars. Denn nicht nur auf der Matte ist er Vorbild, vor Wochen zum 70. Geburtstag seines Freundes und langjährigen Mitstreiters Hubert Sturm, mit dem er gemeinsam 1956 seine Meisterprüfung im Judo mit Auszeichnung bestand, hielt er eine viel beachtete Festrede.

Viel hat er von seinen Idealen an seine Sportler weitergegeben.

Einige seiner einstigen Schützlinge sind in seine Fußstapfen getreten und heute selbst erfolgreiche Trainer. Karl-Heinz Werner, Jugendeuropameister 1967, heute Trainer des Junioren-Weltmeisters von 2000, Thomas Pille und des mehrfachen Deutschen Mannschafts-Meisters JC 90 Frankfurt (Oder) oder auch Wolfgang Zuckschwerdt, Trainer unserer erfolgreichen Schwergewichtlerin Sandra Köppen, sind beredte Beispiele dafür.

Die Judoka gratulieren ihm auf das Herzlichste und wünschen ihm weiterhin so viel Fitness, Gesundheit und geistige Beweglichkeit!

"Deutsche Meister - 1959" und "Deutsche Meister - heute"

Deutsche Mannschaftsmeister von einst sind auch nach 46 Jahren noch aktiv: die Meistermannschaft von 1959 und 1960:

Trainer Willi Lorbeer, Alfons Neumann, Manfred Scholz, Helmut Becker, Erich Zielke, Gerhard Jegust (jeweils von links) und Herbert Niemann, der leider nicht mehr lebt (altes Foto)

Text und Fotos:
Birgit Arendt