Frankfurt/Main (judo-press) Die Judo-Europameisterschaften vom 20. bis 22. Mai 2005 in Rotterdam stehen ganz im Schatten der Welt-Titelkämpfe im September in Kairo (8. bis 11. September). So entsendet nicht nur der Deutsche Judo-Bund (DJB) – bis auf wenige Ausnahmen – die „zweite Garde“ in die Niederlande, auch international liegt das Hauptaugenmerk eindeutig auf den Weltmeisterschaften. Waren bei den kontinentalen Titelkämpfen 2004 in Bukarest noch drei Viertel aller Medaillengewinner der letzt jährigen Meisterschaften am Start, sind es in Rotterdam nur knapp die Hälfte.
Von den 14 Europameistern von Bukarest stehen in Rotterdam sechs erneut auf der Matte – vier bei den Frauen, zwei bei den Männern. Olympiasieger und Weltmeister der vergangenen beiden Jahre sucht man in der vorbehaltlichen Meldeliste allerdings fast vergeblich. An der Spitze des aktuell 219-köpfigen Teilnehmerfeldes – 130 Männer und 89 Frauen – aus 27 Nationen stehen die Olympiasieger von Sydney 2000, Mark Huizinga (Niederlande) und Isabel Fernandez (Spanien).

Der Deutsche Judo-Bund geht in Rotterdam mit einem zwölfköpfigen Team – sieben Frauen und fünf Männer – an den Start. „Bei den Frauen hoffen wir auf drei, bei den Männern auf zwei Medaillen. Alles darüber wäre eine Zugabe“, erklärt DJB-Sportdirektor Manfred Birod (Rüsselsheim). Bei den kontinentalen Titelkämpfen 2004 in Bukarest gewannen die DJB-Judoka jeweils eine Gold-, Silber- und Bronzemedaille, 2003 in Düsseldorf gar sechs Mal Edelmetall (1/1/4).
Von den insgesamt drei Medaillengewinnern von Bukarest stehen in Rotterdam mit Vize-Europameister Ole Bischof (Abensberg/-81kg) und der EM-Dritten Katrin Beinroth (Hannover/+78kg) zwei Judoka erneut im Kader. Europameisterin Jenny Karl (Rüsselsheim/-78kg) hat in diesem Jahr einen WM-Start fest im Visier, der, so Birod, „absolute Priorität hat“.

Neben Bischof und Beinroth gehört Andreas Tölzer (Mönchengladbach/ +100kg), Olympia-Siebter von Athen und EM-Dritter 2003, mit Sicherheit zum potenziellen Medaillenkreis bei den Europameisterschaften. Der 25-jährige Tölzer und der gleichaltrige Bischof vertreten die DJB-Farben auch bei den Weltmeisterschaften in Kairo.
Im EM-Team ruhen die Hoffnungen von Manfred Birod zudem auf dem „Überflieger der Saison“ in der Klasse bis 73 Kilogramm, Nico Müller (Frankfurt/Oder), sowie auf Christian Ultsch (Berlin/-90kg) und Marcel Jamet (Berlin/-100kg). In der Klasse bis 60 Kilogramm musste der Hamburger Sascha Costa verletzungsbedingt absagen, die Kategorie bis 66 Kilogramm bleibt ebenfalls unbesetzt.

Der Olympia-Dritte Michael Jurack (Abensberg/-100kg) und der Großhaderner Gerhard Dempf (-90kg) konzentrieren sich voll und ganz auf die Welt-Titelkämpfe.

Mit einem „kompletten“ Aufgebot gehen die Frauen in Rotterdam auf die Matte. Hier ruhen die Hoffnungen neben Katrin Beinroth vor allen auf Heide Wollert (Halle-Saale/-70kg), Vize-Europameisterin 2003, und Karoline Kubatzki (Hannover/-57kg), Dritte beim „Otto World Cup 2005“ in Hamburg. Von den Nachwuchshoffnungen Michaela Baschin (Backnang/-48kg) und Mareen Kräh (Spremberg/-52kg) erhofft sich Birod, dass „sie sich an die internationale Spitze herankämpfen können“. Claudia Malzahn (Halle-Saale/-63kg) und Uta Kühnen (Berlin/-70kg) komplettieren das DJB-Aufgebot. Olympiasiegerin Yvonne Bönisch (Potsdam), die Olympia und WM-Dritte Annett Böhm (Leipzig) sowie die WM-Dritte Anna von Harnier (Böblingen) konzentrieren sich ebenso wie Jurack und Dempf auf die Weltmeisterschaften in Kairo im September.