Europameisterschaft der Männer und Frauen
vom 11.-13. April 2008 in Lissabon/Portugal

Vize-Europameistertitel für Romy Tarangul!

Romy Tarangul ging mit gemischten Gefühlen in diese Europameisterschaft. Sie wusste, was auf dem Spiel steht. Ein Punktepolster in der Olympiarangliste von 26 Punkten Vorsprung vor Jaana Sundberg war noch nicht unbedingt das Ticket nach Peking. Sowohl Sundberg als auch die in der Rangliste Siebtplatzierte Polin Cabaj hätten ihr mit einer EM-Medaille noch gefährlich werden können, auch weitere nächstplatzierte mit einem EM-Titel.
 

So musste sie also auf der Hut sein. "Ich möchte auf der EM auf jeden Fall den Olympia-Startplatz absichern. Eine Medaille dafür wäre optimal." sagt sie im Vorfeld, konnte aber fast die ganzen Rechenspielchen nicht mehr hören und mitdiskutieren, die immer wieder hochkamen, wenn es um die Olympia-Quali ging.


Also ging sie hoch motiviert auf die Reise nach Lissabon. Welcher Druck aber auf der Psyche liegt, das konnten sicher nur die Trainer und die engsten Vertrauten erahnen.
 
In der Auslosung kam dann auch ausgerechnet Jaana Sundberg in den gleichen Pool. Direkter Vergleich also noch vor allen wichtigen Entscheidungen. Als erstes aber kam der Kampf gegen die Estin Katerina Tsirkina. Nach Waza-ari für eine Festhaltetechnik und einer Bestrafung der Estin kam dann nach 3:11 min der Ippon wiederum am Boden für eine Festhalte. Romy Tarangul stand damit im Poolfinale gegen bereits genannte Jaana Sundberg. "Vor ihr hatte ich den meisten Bammel" gesteht Romy nach dem Kampf.

Ihre härteste Konkurrentin im Kampf um das Peking-Ticket schaltete sie jedoch dann mit der kleinsten möglichen Wertung für eine Bestrafung Sundbergs nach knapp über zwei Minuten aus, indem sie diese Wertung bis zum Ende sicherte.
 

Damit kam auf sie das Halbfinale gegen die Französin Audrey La Rizza zu.

Romy legte eine kämpferische Glanzleistung an den Tag und siegte im Golden Score nach über acht Minuten Kampfzeit mit einem Waza-ari durch einen Seoi-nage. Finale! Und damit war klar, dass Romy das Olympia-Ticket gelöst hatte. "Ich kann es gar nicht glauben, ich fahre zu Olympia!" jubelt sie und erfüllt sich damit einen heimlichen Traum, der in den vergangenen Wochen immer mehr Konturen angenommen hatte.

Das Finale gegen die sehr stark kämpfende Spanierin Ana Carrascosa Zardgoza konnte sie für die nach drei Minuten Kampfzeit erhaltene Bestrafung für einen Scheinangriff dann doch nicht mehr aufholen.

Damit ist eine der jüngsten deutschen Teilnehmerinnen der Europameisterschaft Vize-Europameisterin geworden.

Auch DJB-Präsident Peter Frese reagiert überglücklich. "Das Olympia-Ticket ist eine tolle Sache und der Vize-Europameistertitel eine großartige Zugabe. Es war für den heutigen Tag die wichtigste Entscheidung für unsere deutschen Sportler."

Damit wird die deutsche Olympia-Mannschaft um einen weiteren Platz aufgestockt. Bei den Frauen fehlt nur noch die sonntägliche Entscheidung im 78-Kilo-Limit, alle anderen Klassen sind qualifiziert.


Viel versprechend war auch der Start unserer zweiten Brandenburger Teilnehmerin Marlen Hein. Als U23-Europameisterin und Olympia-Ranglisten-Sechste ist mit ihr immer zu rechnen.
 

Ihr Auftaktkampf gegen die Ungarin Bernadette Baczko lief dann auch nach Maß. Die Wertungstafel war für Marlen voll. Koka, zwei Yuko und Waza-ari hieß die stolze Summe ihrer Wertungen, mit der sie nach fünf Minuten Kampfzeit gewann.

Mit einem starken Kampf im Poolfinale gegen die Französin Barbara Harel unterlag Marlen erst nach weit über acht Minuten Kampfzeit im Golden Score mit einem Koka.

In der Trostrunde musste sie sich dann der Italienerin Giulia Quintavalle mit zwei Bestrafungen und damit Yuko beugen und beendete damit die Europameisterschaft mit Platz 9.

Für die weiteren deutschen Sportler endete der erste EM-Tag mit Erstrunden-Niederlagen. Sowohl Severine Pesch in der 48 kg-Klasse als auch Adrian Kulisch in der Klasse bis 66 kg kamen nicht weiter.

Damit muss gerade Adrian Kulisch, der durchaus noch eine Minimalchance auf Olympia gehabt hätte und nach dem überragenden Auftritt von Hamburg diese Möglichkeit durchaus theoretisch noch bestand, seine Olympia-Hoffnungen aufgeben.

DJB-Präsident Peter Frese hofft nun, dass auch am Sonntag noch olympische Tickets erkämpft werden. "Am Sonntag hoffe ich, dass wir auch in den Gewichtsklassen bis 78 und bis 100 kg noch alles klar machen können."
Bei den Männern sind derzeit die Olympia-Tickets in den Klasen bis 81 kg (Ole Bischof), bis 90 kg (Michael Pinske) und im Schwergewicht mit Andreas Tölzer erkämpft. Michael Jurack und Benjamin Behrla sollen nun noch in der 100-Kilo-Klasse den Startplatz sichern.

Text und Portraitfotos: Birgit Arendt
Fotos aus Lissabon: Gabriel Juan, Vicente Albarracin


Ergebnisse der Männer:

-60 kg:
1. Ludwig Paischer, AUT
2. Ruben Houkes, NED
3. Lavrentis Alexanidis, GRE
3. Nestor Khergiani, GEO
5. Ruslan Kishmahov, RUS
5. Gal Yekutiel, ISR
7. Hovhannes Davtyan, ARM
7. Pavel Petrikov, CZE

-66 kg:
1. Zaza Kedelashvili, GEO
2. Miklos Ungvari, HUN
3. Pedro Dias, POR
3. Alim Gadanov, RUS
5. Sebastien Berthelot, FRA
5. Dex Elmont, NED
7. Ramil Gasimov, AZE
7. Armen Nazaryan, ARM

 

 

 



 


Ergebnisse der Frauen:

-48 kg:
1. Alina Alexandra Dumitru, ROU
2. Frederique Jossinet, FRA
3. Eva Csernoviczki, HUN
3. Ana Hormigo, POR
5. Liudmila Bogdanova, RUS
5. Volha Leshchanka, BLR
7. Vanesa Arenas Comeron, ESP
7. Valentina Moscatt, ITA

-52 kg:
1. Ana Carrascosa Zardgoza, ESP
2. Romy Tarangul, GER
3. Ioana-Maria Aluas Dinea, ROU
3. Petra Nareks , SLO
5. Audrey La Rizza, FRA
5. Georgina Singleton, GBR
7. Ilse Heylen, BEL
7. Jaana Sundberg, FIN

-57 kg:
1. Sabrina Filzmoser, AUT
2. Isabel Fernandez, ESP
3. Kifayat Gasimova, AZE
3. Barbara Harel, FRA
5. Radmila Perisic, SER
5. Giulia Quintavalle, ITA
7. Corina Oana Caprioriu, ROU
7. Joana Ramos, POR