Der langjährige und sehr erfolgreiche Nachwuchs-Verbandstrainer der Deutschen Judo-Verbandes,
Willi Lorbeer,
erhielt am 05. Dezember 2009 wenige Wochen
vor seinem 95. Geburtstag
eine der höchsten Auszeichnungen der Welt im Judo-Sport.
Er wurde mit dem 9. Dan geehrt.


Der Präsident des Brandenburgischen Judo-Verbandes,  Jan Schröder, überreichte Willi Lorbeer die Urkunde und den ab dieser Graduierung zu tragenden roten Gürtel vor der Kulisse von über 70 Vertretern aus den Vereinen des Landesverbandes Brandenburg, vieler ehemaliger Sportler, die bei  Willi Lorbeer einst trainiert haben und Vertretern des Deutschen Judo-Bundes. Der fast 95-jährige Willi Lorbeer, der sich noch immer sportlich betätigt und im Judo-Anzug vor die Judoka trat, ist schon allein mit seiner Erscheinung ein Vorbild für viele.

"Es sollte für jeden ein erstrebenswertes Ziel sein, sich so fit zu halten. Judo eignet sich dafür besonders gut." sagte Präsident Schröder.

Willi Lorbeer begann im  Jahr 1934  im Sportverein Ost Berlin mit dem Judo-Sport . Dort trainierte er häufig mit dem später so berühmten Werner Seelenbinder, der als Ringer so manches Mal bei den Judoka mitkämpfte.

Als Aktiver erkämpfte er im nationalen Maßstab so manche Medaille, die großen Erfolge hatte er aber als Trainer. 1956 übernahm er die Leitung der ASK-Mannschaft und führte sie zu nationalen Titelehren und mit Erich Zielke erreichte ein Sportler aus seiner Trainingsgruppe mit der Bronzemedaille zu den Europameisterschaften 1959 die erste internationale Medaille im Judo für die DDR. Die Männer seiner Trainingsgruppe erkämpften drüber hinaus vier Europameistertitel und viele weitere internationale Medaillen.
1967 übernahm er bis zu seinem Eintritt ins Rentenalter 1980 die Aufgabe des Nachwuchs-Verbandstrainers. Damit hatte er nicht nur die längste Amtszeit der Welt in solch einer Funktion, sondern erreichte mit 20 Jugend-Europameistertiteln auch das erfolgreichste Ergebnis für einen Nachwuchstrainer. Der persönliche Höhepunkt war die Europameisterschaft 1971 in Leningrad. „Meine Sportler erkämpften vier von fünf Europameister-Titeln.“

Viel hat er von seinen Idealen an seine Sportler weitergegeben. Einige seiner einstigen Schützlinge sind in seine Fußstapfen getreten und heute selbst erfolgreiche Trainer. Karl-Heinz Werner, Jugendeuropameister 1967, heute Trainer des Junioren-Weltmeisters von 2000, Thomas Pille und des Deutschen Vize-Meisters JC 90 Frankfurt (Oder), Wolfgang Zuckschwerdt, Trainer unserer erfolgreichen Schwergewichtlerin Sandra Köppen oder unser früherer Männer-Nationaltrainer Dietmar Hötger sind beredte Beispiele dafür.

Auch heute noch verfolgt Willy Lorbeer die Entwicklung im Judo mit viel Aufmerksamkeit, ist oft als Zuschauer bei großen Veranstaltungen zu sehen und betätigt sich auch in seinem hohen Alter noch sportlich. „Solch eine Persönlichkeit, die in diesem Alter noch so sportlich, geistig und körperlich fit ist, ist auch ein großes Vorbild für unser Jugendlichen“, würdigt Präsident Schröder die Persönlichkeit Willi Lorbeers in seiner Laudatio.

Mit der Verleihung des 9. Dan wird das Lebenswerk Willi Lorbeers geehrt. Er ist damit nach Han Ho San, Henry Hempel und Matthias Schießleder der vierte Judoka in Deutschland, dem der 9. Dan durch den Deutschen Judo-Bund verliehen wurde.

Willi Lorbeer selbst war überwältigt von dieser Ehre. „Jetzt geht es mir wieder besser und ich freue mich sehr über diese Ehrung. Aber vorher war ich sehr aufgeregt“, beschreibt er seine Gefühle nach dem Überreichen der Auszeichnung mit dem  9. Dan.


Die drei höchsten Dan-Träger im BJV:
Hubert Sturm (8. Dan), Willi Lorbeer (9. Dan) und Henry Hempel (9. Dan) - von links

 

Steckbrief:    

Geb.:               27. Januar 1915

Beruf:              Fachlehrer Sport, Diplomtrainer       

Fam.-stand:    verwitwet

Laufbahn:       1956-65  Cheftrainer der Sportmannschaft Judo der

                        Armeesportvereinigung Vorwärts am Stützpunkt Strausberg

                        1967-1980 Nachwuchs-Verbandstrainer der DDR

Graduierung:  9. Dan

 

Text und Fotos: Birgit Arendt