30.12.2010 - Cottbus - alte Webschule am Bonnaskenplatz

Morgens um 5.00 Uhr wird die Stadt Cottbus mit Sirenengeheul aus dem Schlaf gerissen. Höchste Alarmstufe auch bei der Polizei. Die gesamte Computertechnik der Cottbuser Polizei wird vom Server, der in diesem denkmalgeschützten Gebäude steht, gesteuert.

Nur in einer Randnotiz vermeldet wird jedoch, dass in den oberen Etagen ein Judo-Verein sein Domizil hat. Diesen Verein leitet Elke Nowack seit Jahren sehr engagiert und ist für über 80 kleine und große Judoka eine Heimstatt.

Umso schockierender ist dieser Großbrand. Dieses Gebäude ist nur noch als Abrissobjekt übrig geblieben.

Hier zwei Bilder, die von der Cottbusser Feuerwehr veröffentlicht worden sind.

Hier eine Ansicht von dem Gebäude nach dem Brand

Bereits am Nachmittag fuhren die Abrissbagger vor, das Gebäude ist einsturzgefährdet.

Vereinsmitglied Björn Bieling, ein sehr engagierter Judoka, der viele Informationen aus Cottbus meldet und seit langer Zeit sehr verantwortungsvoll ein verlässlicher Partner in der Öffentlichkeitsarbeit ist, schildert seine Eindrücke und die Emotionen des Cottbuser Vereins und hat eine Bitte an alle Judoka Brandenburgs:

"Die obere Etage mit den Umkleideräumen und dem Lager sind bereits ganz weg - der Giebel auf dem Foto ist noch am gleichen Tag abgerissen worden. Unsere übrigen Räume sind alle komplett ausgebrannt.

Ich war heute am ersten Tag des neuen Jahres noch einmal dort. Die Reste vom Dach, die nicht verbrannt sind, liegen nun in der dritten Etage in unseren alten Räumlichkeiten. Zu retten gibt es nichts mehr.

Das Schlimme dabei ist, dass neben den reinen materiellen Dingen auch alle Erinnerungsstücke in Flammen aufgegangen sind.

Elke Nowack ist völlig fassungslos und geschockt und noch nicht in der Lage über das Geschehene zu sprechen. Sie ist kurz vor Weihnachten ins Krankenhaus gegangen, um sich endlich und längst fällig am Knie operieren zu lassen.

Die ganzen Erinnerungsstücke aus ihrer eigenen Judozeit hat sie im Trainerraum aufbewahrt. Dort hingen Urkunden und Medaillen von DDR-Meisterschaften, eine Judojacke mit Autogrammen all ihrer Sportler,  ihre Trainingsjacke mit einem Autogramm von Sandra Köppen, unsere ganze Judo-Bibliothek, Aufzeichnungen über Trainingsprogramme aus ihrer ganzen Zeit als Trainerin, Unmengen von Medaillen, Pokalen und Auszeichnungen, die unsere Judoka in all den Jahren als Mannschaft erkämpft haben und, und, und...

Wir haben uns heute zu einer Krisensitzung im Krankenhaus getroffen. Bei allem Unglück soll es auf jeden Fall mit dem PSV Cottbus weiter gehen", bringt Björn die optimistischen Gedanken der Vereinsführung zu Papier.

Es gibt bereits erste Hilfsangebote an die Cotttbuser. So können sie beim Jänschwalder Judo-Verein mit der U17 trainieren. Auch haben die anderen Kampfsportler des PSV ihre Räumlichkeiten sonnabends zur Verfügung gestellt, sodass weitere Trainingsgruppen am Wochenende trainieren können.

"Was wir jetzt brauchen, sind geeignete und finanzierbare eigene Räumlichkeiten. Dann wird sich auch der Rest finden", schreibt Björn.

Im Moment sind die PSVler jedoch etwas ratlos. Björn sendet einen Hilferuf der Vereinsführung: "Wir müssen ja alles komplett neu aufbauen und wir brauchten etwas Unterstützung. Vielleicht hat der eine oder andere Verein noch alte Matten, die er bloß nicht wegwerfen wollte oder auch Medizinbälle oder andere Trainingsutensilien. Wir sind jetzt für alles sehr dankbar."

Ich möchte diese Bitte des PSV Cottbus an alle Vereine weiter geben. Vielleicht gibt es Dinge, die Ihr dem PSV zur Verfügung stellen könnt und ihn damit im Neuaufbau unterstützen könnt. Die Cottbuser Judoka werden über alle Hilfsangebote sehr dankbar sein.
Kontaktadresse: psvcottbusjudo@googlemail.com

Birgit Arendt
Fotos: Feuerwehr Cottbus