Olympia 2004 in Athen

Ergebnisse des 1. Judo-Wettkampftages:

 

Frauen bis 48 kg  ==> Wettkampfliste
Julia Matijass (Osnabrück) holte die erste Medaille für die deutsche Mannschaft in Athen. Ihren ersten Kampf gewann sie vorzeitig nach 1:42 Minuten gegen Carolyne Lepage (Kanada); nach 1:07 Minuten besiegte sie die Südkoreanerin Gue Rin Ye mit Uchi-Mata; im Halbfinale unterlag sie gegen Frederique Jossinet (Frankreich) im Haltegriff; im Kampf um die Bronzemedaille besiegte sie Maria Karagiannopoulou (Griechenland) vorzeitig mit Ippon durch Uchi-Mata.
 


 

Gold: Ryoko Tani Japan
Silber: Frederique Jossinet Frankreich
Bronze: Julia Matijass Deutschland, Osnabrück
Bronze: Gao Feng China


Männer bis 60 kg
   ==> Wettkampfliste
Oliver Gussenberg (Osnabrück) gewann nach 3:03 Minuten den ersten Kampf nach Wazaari-Rückstand mit Ippon für Haltegriff gegen Siarhei Novikau (Weißrussland); in seinem zweiten Kampf unterlag er nach 53 Sekunden dem zweifachen japanischen Olympiasieger Tadahiro Nomura (Japan); in der Trostrunde gewann Oliver Gussenberg gegen Modesto Lara (Dominikanische Republik) mit Yuko-Wertung und gegen Miguel Albarracin (Argentinien) nach 49 Sekunden mit Ippon; nach einer vorzeitigen Niederlage gegen Weltmeister Min Ho Choi (Südkorea) nach 2:20 Minuten durch Seoi-Nage belegte er einen siebten Platz.

Gold: Tadahiro Nomura Japan
Silber: Nastor Chergiani Georgien
Bronze: Khasbaatar Tsagaambaatar Mongolei
Bronze: Min Ho Choi Südkorea
7. Platz: Oliver Gussenberg Deutschland, Osnabrück


Athen (dpa) - Judoka Julia Matijass aus Osnabrück hat der deutschen Mannschaft bei den Olympischen Spielen in Athen die erste Medaille beschert. Die 30-Jährige gewann das kleine Finale des Superleichtgewichts (bis 48 kg) gegen die Griechin Maria Karagiannopoulou und eroberte Bronze.

Japans Judoka haben gleich zwei Olympiasiege gefeiert. Bei den Männern siegte Tadahiro Nomura in der Klasse bis 60 kg das Finale gegen Nestor Khergiani (Georgien). Bei den Frauen triumphierte Ryoko Tani in der Klasse bis 48 kg.

Herren-Bronze ging an Khasbaatar Tsagaanbaatar (Mongolei) und Choi Min-Do (Südkorea). Ryoko Tani entschied das Finale gegen die Französin Frederique Jossinet für sich. Die populärste japanische Athletin ist damit zur erfolgreichsten Judosportlerin aufgestiegen. Bei den Spielen 1996 in Atlanta und 1992 in Barcelona hatte die 29 Jahre alte sechsfache Weltmeisterin jeweils Silber erkämpft.

Oliver Gussenberg hat beim olympischen Turnier eine Medaille verpasst. Der Osnabrücker verlor im Kampf um den Einzug ins kleine Finale der Klasse bis 60 kg gegen den Südkoreaner Choi Min Ho. Damit beendete Gussenberg das Turnier als Siebter.

 

Athen (dpa) - Als Julia Matijass am Sonntagmorgen aufwachte, konnte sie es noch immer nicht glauben. «Ich soll eine Medaille gewonnen haben?», schoss es dem Judo-«Floh» beim Augenaufschlag durch den Kopf. «Nein, das kann nicht wahr sein», dachte sie im ersten Moment.

Erst, als sie ihre Bronzeplakette auf dem Nachtschränkchen glänzen sah und das Metall in den Händen fühlte, wurde ihr bewusst, dass sie sich am Vortag in der Ano-Loissia-Halle von Athen ihren lang gehegten Traum erfüllt hatte. Mit ihrer Spezialtechnik hatte sie im kleinen Finale des Superleichtgewichts die Griechin Maria Karagiannopoulou nach 2:51 Minuten auf die Schultern gelegt und sich Platz drei gesichert. Es war zugleich die erste deutsche Medaille.

Tränen kullerten über Matijass' schmale Wangen, als sie nach ihrem größten sportlichen Triumph von der Matte kam und Bundestrainer Norbert Littkopf umarmte. «Ihm und meinem Heimtrainer Jürgen Füchtmeyer habe ich alles zu verdanken. Sie haben immer an mich geglaubt. Ich bin so glücklich wie nie, auch weil ich ihr Vertrauen so belohnen konnte», sagte die gebürtige Russin.

1995 kam sie nach Deutschland, 1999 wurde sie eingebürgert, 2000 kämpfte sie erstmals für ihre neue Heimat - die Reise ins Ungewisse hat sich für Julia Matijass in Athen ausgezahlt.

Die gebürtige Russin, die aus dem sibirischen Omsk stammt und vor acht Jahren ihrem deutschstämmigen Mann nach Osnabrück folgte, hat sich mit dem Gewinn der olympischen Bronzemedaille im Judo ihren lang gehegten Traum erfüllt.
Die Familie blieb im sibirischen Omsk, von wo aus sie ihr als erste telefonische Glückwünsche übermittelte. «Eine harte Zeit liegt hinter mir. Doch jetzt bin ich nicht nur stolz über die Medaille, sondern auch stolz, eine Deutsche zu sein», sagte Matijass.

«Alle Torturen haben sich endlich ausgezahlt. Eine schwierige Zeit liegt hinter mir: Ich konnte kein Wort Deutsch, ich hatte keine Freunde, meine Familie blieb in Russland. Jetzt bin ich nur noch glücklich», sagte die Superleichtgewichtlerin, nachdem sie als erste deutsche Sportlerin mit der heiß ersehnten Medaille und einem Lorbeerkranz geehrt worden war. «Ich hatte schon gedacht, es würde wieder nicht reichen wie im Vorjahr, als ich bei WM und EM ohne Medaille geblieben war.»
 

Mit ihrer Spezialtechnik, dem Innenschenkelwurf, durchbrach die 30-Jährige nun diese Negativserie, obwohl sie auch dieses Mal im Halbfinale verloren hatte. Bundestrainer Norbert Littkopf hatte ihr Mut zugesprochen: «Vergiss alles, jetzt nimmst du dir die Medaille und dann gehen wir.»

Bereits vor vier Jahren sollte die Mutter eines achtjährigen Sohnes in Sydney ihr olympisches Debüt geben. Doch Gewichtsprobleme machten der einstigen Turnerin einen Strich durch die Rechnung. Für sie wurde die Remscheiderin Anna-Maria Gradante nominiert und gewann überraschend Bronze. «Dass ich damals nicht dabei war, hat sich letztlich positiv ausgewirkt», sagte Matijass, die als 13-Jährige mit dem Judosport begonnen hatte und 1993 Junioren-Weltmeisterin im Sambo geworden war. Gewichtssorgen hatte sie diesmal nicht. «Das habe ich jetzt besser im Griff.»

Judo habe ihr alles gegeben, meinte Matijass, die im Judoclub Crocodiles Osnabrück gemeinsam mit ihrem Mann Eduard als Trainer arbeitet. Bundestrainer Littkopf hat vom ersten Tag an auf seinen Schützling gesetzt. «Julia ist unheimlich akkurat, fleißig und ehrgeizig. Sie ist eine große Kämpferin und exzellente Technikerin», schwärmte der Erfolgscoach aus Leipzig.

 

Interview mit Julia Matijass:

dpa: Was ging ihnen vor dem kleinen Finale gegen die Griechin Maria Karagiannopoulou durch den Kopf?

Matijass: «Ich dachte, mein Gott, diese Chance darfst du dir nicht wieder entgehen lassen. Nachdem ich im Vorjahr bei der EM und WM auch im Halbfinale verloren hatte und danach nur Fünfte wurde, wollte ich um keinen Preis ein drittes Mal leer ausgehen. Obwohl ich wusste, dass es eine verdammt schwere Aufgabe wird, denn ich kenne Maria sehr gut. Sie kommt oft nach Deutschland, damit wir zusammen trainieren können».

dpa: Ist ihr Glück jetzt vollkommen?

Matijass: «Ganz sicher. Nach der Übersiedlung mit meinem Mann nach Deutschland hatte ich sehr schwierige Zeiten durchzustehen. Jetzt ist mein Medaillentraum in Erfüllung gegangen. Außerdem bin ich auch die erste deutsche Medaillengewinnerin in Athen. Ich kann das alles gar nicht richtig begreifen. So glücklich war ich noch nie».

dpa: Gehen sie auch mit ihrem Ehemann auf die Judo-Matte?

Matijass: «Nur zur Technikschulung. Er wiegt 90 kg und ist viel zu stark. Wenn wir richtig kämpfen würden, würde er mich wie eine Feder durch die Luft wirbeln. Mit den 16-, 17-jährigen Jugendlichen aus dem Verein trainiere ich schon. Das macht hart.»