Olympische Spiele in Athen 2004

3. Wettkampftag - Yvonne Bönisch gewinnt GOLD!

In einem spannenden Finale sicherte sich Yvonne Bönisch vom UJKC Potsdam die olympische Goldmedaille in der Gewichtsklasse -57 kg!
Im Finale besiegte unsere Vize-Weltmeisterin nach fünf Minuten Kampfzeit die Weltmeisterin Sun Hui Kye aus Nordkorea mit Koka-Vorteil, den sie geschickt über die Zeit rettete.

Zuvor hatte sie eine Yuko-Wertung erzielt, die die Koreanerin aufgrund zweier Shido-Bestrafungen ausgleichen konnte. Sie revanchierte sich damit für die Final-Niederlage von Osaka, als sie sich der Nordkoreanerin aufgrund einer Armverletzung geschlagen geben musste.

Diese Goldmedaille hat einen ganz besonderen Wert: Es ist sowohl die erste Goldmedaille für Deutschland bei diesen olympischen Spielen, als auch die erste Goldmedaille für Deutschland in der Geschichte des olympischen Frauen-Judo.


DJB-Präsident Peter Frese, der Yvonne zusammen mit seinen Präsidiumskollegen von der Tribüne aus lautstark anfeuerte, hatte im Vorfeld "mindestens zwei Medaillen" gefordert. Mit Bronze für Julia Matijass und Gold für Yvonne Bönisch haben die deutschen Athletinnen diesen Wunsch bereits erfüllt - ab jetzt kommt die Kür!
Wir sind gespannt, was nun die anderen Sportler des DJB-Teams um Weltmeister Florian Wanner noch erreichen können...



Die Siegerehrung nahm Anton Geesink vor.


Sun Hui Kye
aus Korea (Silber) ,
Yvonne Boenisch (
Gold) , Deborah Gravenstijn aus den Niederlanden (Bronze) and Yurisleidy Lupetey aus Cuba (B
ronze)


Yvonne kämpft sich mit schnellen Siegen ins Finale
Nur gegen die amtierende Olympiasiegerin (Auftaktkampf gegen Fernandez) und die aktuelle Weltmeisterin (Finale gegen Kye) brauchte Yvonne die volle Kampfzeit. Alle anderen drei Kämpfe absolvierte sie in gerade mal zweieinhalb Minuten!
Yvonne besiegte in ihrer ersten Begegnung die Olympiasiegerin von Sydney, Isabel Fernandez aus Spanien, mit Waza ari. Fernandez, die mit Platz 7 bei der WM in Osaka die direkte Qualifikation zu den olympischen Spielen knapp verpasst hatte, beeindruckte in diesem Jahr mit Siegen beim Super-A-Turnier in Paris und bei den A-Turnieren in Sofia und Rom.
Im zweiten Kampf besiegte Yvonne Jessica Garcia (Puerto Rico) nach nur 17 Sekunden mit Ippon für Uchi-Mata. Sie hatte sich damit für das Viertelfinale qualifiziert, das sie mit zwei Waza ari-Wertungen nach 38 Sekunden gegen die Japanerin Kie Kusakabe (Olympia-Dritte von Sydney) gewinnen konnte.
Im Halbfinale brauchte sie lediglich 1:21 min, um ihre Gegnerin Deborah Gravenstijn (WM-Dritte 2003) aus den Niederlanden mit Tani-otoshi zu besiegen.

Im Finale traf Yvonne auf die Weltmeisterin Sun Hui Kye. Im Weltmeisterschaftsendkampf von Osaka musste sie sich der Nordkoreanerin aufgrund einer Armverletzung beugen. Diesmal drehte Yvonne den Spieß um und besiegte Kye in einem Kampf über die vollen fünf Minuten mit einem Koka Vorsprung.

hier die Wettkampfliste der GK -57 kg

Die Ergebnisse des dritten Tages:
 

Gold: Yvonne Bönisch Deutschland, UJKC Potsdam
Silber: Sun Hui Kye Nordkorea
Bronze: Deborah Gravenstijn Niederlande
Bronze: Yurisleidy Lupetey Kuba


Männer bis 73 kg
   >>> Wettkampfliste
kein Deutscher Starter

Gold Won Hee Lee Südkorea
Silber: Vitaliy Makarov Russland
Bronze: Leandro Guilheiro Brasilien
Bronze: James Pedro USA

 

Bönisch holt Olympia-Gold
DJB-Präsident Frese: „Das gibt es doch gar nicht“

Athen (judo-press) Völlig außer sich vor Freude zeigte sich DJB-Präsident Peter Frese (Wuppertal) nach dem sensationellen Olympia-Gold von Vize-Weltmeisterin Yvonne Bönisch (Potsdam/-57kg) am dritten Tag der Judo-Wettbewerbe in der Ano Liossia Olympic Hall in Athen. „Das gibt es doch gar nicht – einfach unglaublich.“
Und dass, obwohl die BWL-Studentin ein, so Frese, „brutales Auslosungsverfahren hatte“. Nach Isabel Fernandez (Spanien), Olympiasiegerin von Sydney 2000, Jessica Garcia (Puerto Rico), Kie Kusabake (Japan), Olympia-Dritte von Sydney, und im Halbfinale Deborah Gravenstijn (Niederlande), WM-Dritte 2003, bezwang Bönisch im Finale schließlich auch Weltmeisterin Sun-Hui Kye (Nordkorea), gegen die sie im WM-Finale von Osaka noch aufgrund einer Armverletzung aufgeben musste.
Für den Deutschen Judo-Bund (DJB) war es die erste olympische Goldmedaille bei den Frauen überhaupt. Bislang hatte der DJB insgesamt fünf Bronzemedaillen bei vier Olympischen Spielen (1988 bis 2000) gewonnen. Für einen erfolgreichen Auftakt der Judo-Wettbewerbe in Athen hatte die Osnabrückerin Julia Matijass am Eröffnungstag mit Bronze in der Klasse –48 kg gesorgt. Frese, der den Erfolg von der Tribüne aus verfolgte: „Unser Ziel von zwei Medaillen haben wir bereits jetzt schon erreicht. Vielleicht können wir ja noch ein bisschen nachlegen...“
Yvonne Bönisch wurde in der griechischen Hauptstadt von mehr als 100 deutschen Judo-Fans unterstützt.

 

Athen (dpa) - Schon als 13-Jährige war Yvonne Bönisch ein «Mattenfeger». Als sie überraschend bei den Kreismeisterschaften 1993 im brandenburgischen Ludwigsfelde auftauchte und alle ihre Gegnerinnen mit Blitzattacken aufs Kreuz legte, traute Trainer Axel Kirchner seinen Augen nicht.

«Die knallt ja alle meine Stars hin. Die will ich haben», rief er. Das war der Beginn einer erfolgreichen Zusammenarbeit beim UJKC Potsdam, die zehn Jahre später mit olympischem Gold gekrönt werden sollte. Und nicht nur das: «Jetzt muss ich sie heiraten», verriet Kirchner mit Freudentränen in den Augen. Seit fünf Jahren lebt der 42 Jahre alte Diplom-Sportlehrer mit der ersten deutschen Judo-Olympiasiegerin zusammen. Vor der Abreise nach Athen hatte er ihr die Ehe versprochen, wenn sie Gold holt: «Das mache ich jetzt gern.»

Der Weg bis auf den Olymp war für «Böny», die nun als «Gold-Böny» gehuldigt wird, allerdings sehr steinig. Ihre größten Probleme hatte die 23-Jährige mit der Psyche. Ihre Karriere glich noch vor zwei Jahren einer Achterbahnfahrt. Mal war sie Weltklasse, mal Kreisklasse. «Sie war unheimlich nervös und flatterhaft, hatte nicht genug Selbstvertrauen. Sie wollte zu viel und verkrampfte dabei oft», erklärte Frauen-Bundestrainer Norbert Littkopf das Auf und Ab ihrer noch jungen Karriere. Es ging sogar soweit, dass frühere Auswahltrainer sie ablehnten. Doch Littkopf, Chefcoach seit 1992, hatte den Glauben an sie nie aufgegeben.

«Yvonne stirbt für Judo», schwört Littkopf. Er habe noch nie eine vielseitigere, technisch so explosive Sportlerin bestreut. «Jetzt ist sie so cool, konzentriert. Nichts kann sie offenbar aus der Ruhe bringen», beschreibt er den Wandel seines Schützlings. «Sie ist eben reifer geworden.» Yvonne Bönisch gilt heute nicht nur als beste Technikerin im deutschen Frauen-Team. Selbst Olympiasiegerinnen, mehrfache Welt- und Europameisterinnen mussten sich auf der olympischen Matte ihrer Perfektion beugen. «Wie sie alle hingehauen hat - das war der Hammer. Besser geht es nicht», schwärmte ihr künftiger Ehemann Axel.

Um sich den olympischen Traum zu erfüllen, hat sie gar ihr Studium der Betriebswirtschaftslehre für ein Jahr unterbrochen. «Wenn ich etwas mache, dann richtig. Ich wollte gewinnen für Axel, für meinen Bundestrainer, für meinen Verein und für meine Freunde und Familie», sagt die Athletin mit der blonden Stoppelfrisur. Am Ende Ende hatte alle gut lachen: zehn Mitglieder aus dem Heimatverein, ihre Eltern wie auch ihr Bruder sahen den glücklichsten Moment im Leben der Yvonne Bönisch live auf der Tribüne der Ano-Liossia-Olympia-Halle von Athen.

 

Potsdam (dpa) - Die Potsdamer Judoka vom Universitäts-Judo und Kampfsportclub (UJKC) Potsdam liegen sich in den Armen, der Jubel über den Gold-Gewinn ihrer «Böny» ist schier grenzenlos.

«Sie ist hier im Verein aufgewachsen, noch vor ein paar Tagen hat sie hier trainiert, und nun ist sie die erste deutsche Olympiasiegerin im Judo - unfassbar», schreit der Vereinsvorsitzende Volkmar Schöneburg heraus. «Wir sind stolz und umarmen dich», ruft eine Vereinskameradin unter tosendem Beifall der ersten deutschen Olympiasiegerin in Athen via Fernsehen zu.

Mit ihrem Athen-Triumph hat die 23-Jährige ihren Karrierehöhepunkt erreicht. Seit ihrem sechsten Lebensjahr hat sie sich dem Kampfsport verschrieben. Im vergangenen Jahr verpasste Bönisch nur knapp den Weltmeistertitel, damals auch gegen ihre heutige Finalgegnerin Kye Sun-Hui aus Nordkorea. Diesmal hat es gereicht. Ganz Brandenburg feiert «seine Yvonne». Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) gratuliert sofort. «Dass ausgerechnet eine Potsdamerin die lang ersehnte erste Goldmedaille für Deutschland holt, macht uns stolz. Mit Ihrem Erfolg haben Sie ein weiteres Mal bewiesen, aus welchem Holz märkische Spitzensportler sind.»

Den ganzen Tag hat der Club vor dem Fernseher mitgefiebert. «An Training war nach den ersten Siegen nicht mehr zu denken», sagt Schöneburg. Mit jedem Rundensieg stieg der Glaube an Gold in Potsdam. «Wir sind immer mehr geworden, und als Vizeweltmeisterin war sie eine der Top-Favoriten. Aber das es geklappt hat, ist einfach Wahnsinn», sagt der Vereinschef.

Vater des Erfolgs ist Trainer Axel Kirchner. «Er hat sie auf den Punkt topfit gemacht und sie hat ihre Explosivität im Kampf fantastisch umgesetzt.» Am Telefon erhält Kirchner die Glückwünsche aus Potsdam und lobt vor allem die taktische Disziplin, die schließlich «Böny» zur «Gold-Böny» gemacht hat. «Sie hatte mit der Koreanerin noch eine Rechnung offen und hat all ihr Können und ihre Zielstrebigkeit umgesetzt», sagt der Trainer dem Vereinschef ganz nüchtern aber grenzenlos glücklich.

 

Stimmen zum ersten Deutschen Olympiasieg in Athen:

Klaus Steinbach (deutscher Chef de Mission): «Ich spüre Freude und Erleichterung. Es hilft ein wenig, den Erwartungsdruck zu reduzieren. Der Knoten ist geplatzt, das gibt Auftrieb.»

Bundespräsident Horst Köhler (in einem Glückwunschtelegramm): «Mit Ihnen freut sich ganz Deutschland. Mit diesem überragenden Erfolg haben Sie sich in die Annalen der Olympischen Spiele eingeschrieben und einen herausragenden Beitrag zur Leistung der deutschen Mannschaft bei der Olympiade in Athen geleistet. Dafür danke ich Ihnen!»

Peter Frese, Präsident des Deutschen Judo-Bundes (DJB): «Das gibt es doch gar nicht. Einfach unglaublich. Unser Ziel von zwei Medaillen haben wir jetzt schon erreicht. Vielleicht können wir noch ein bisschen nachlegen.»

Mario Kummer, Teamchef der deutschen Straßenfahrer (Rad): «Das gibt Auftrieb für alle Sportler, egal welcher Disziplin. Schön, dass es jetzt so gut los gegangen ist.»

Nicolas Kiefer (Tennis): «Es geht doch. Man muss nur die Ruhe bewahren. Ich habe mich riesig gefreut, vor allem, weil es eine Sportlerin aus einer Sportart ist, von der man es nicht erwartet hat.»

Wolfgang Willam, Teamchef der deutschen Turner: «Ich finde es toll, dass der Knoten für das deutsche Team endlich geplatzt ist. So muss es weitergehen.»

Holger Schmezer, Dressur-Bundestrainer: «Donnerwetter, die sind ja super. Die Judoka haben ja schon die zweite Medaille gewonnen. Das ist gut für uns alle.»

Paul Forschbach, Präsident des Deutschen Boxsport-Verbandes (DBV): «Toll, dass der Bann endlich gebrochen ist. Ich hoffe, die erste Goldmedaille für Deutschland setzt ein Signal für die kommenden Wettkampftage. Schön, dass auch einmal eine olympische Kampfsportart im Rampenlicht der Medien steht. Das ist ja sonst leider selten genug der Fall.»

 

Goldmedaille lag auf dem Nachttisch

Athen (dpa) - Vielleicht hat sie zwei Stunden geschlafen. Genau wusste Yvonne Bönisch das nicht. Jede Viertelstunde sei sie in der Nacht aufgewacht. In ihrem Kopf brodelte es wie in einem Vulkan. Immer wieder fragte sie sich: Ist es wahr, dass ich Judo- Olympiasiegerin bin? Gewissheit brachte der Griff zur Goldmedaille, die auf dem Nachtschrank lag.

Und das Video von ihren fünf Kämpfen, mit denen sie in der Ano-Liossia Halle von Athen den Olymp erobert hatte. Wie oft sie sich den Film in der Nacht angeguckt hat, konnte sie nicht sagen. «Ich war jedenfalls total überwältigt. Ich habe gekämpft wie in Trance. Alles lief perfekt. Ich brauchte kein Glück, um Olympiasiegerin zu werden», befand die Potsdamerin am Morgen danach sichtlich geschafft von der ruhelosen Nacht.

Entspannt lächeln konnte Deutschlands erste Olympiasiegerin in Athen auch am Tag nach ihrem historischen Triumph nicht. Sie sei einfach «zu knülle. Der ganze Rummel, der so plötzlich über mich hereinbrach wie ein Hurrican», war einfach zu viel», warb die Leichtgewichtlerin für Verständnis, dass sie ihre Freude nicht wirklich zeigen kann. Von der Siegerehrung zur Dopingkontrolle, weiter zum ZDF, vor dort ins Deutsche Haus, nach Mitternacht noch ins ZDF-Sonderstudio auf die Akropolis. Im Schlepptau ihre Eltern und ihr Bruder, die mit einem Wohnmobil nach Athen reisten, und zehn Mitglieder aus ihrem Heimatverein UJKC Potsdam. Posieren für die Fotografen. Interviews über Interviews. Und dabei immer wieder die Frage: Wann heiratet sie ihren Trainer und langjährigen Freund?

Dass Axel Kirchner sein vor den Spielen abgegebenes Versprechen, Yvonne zu ehelichen, wenn sie Gold gewinnt, einlösen wird, steht fest. Doch über den Termin hat die 23-Jährige mit ihrem 18 Jahre älteren Partner noch nicht gesprochen. Darüber wollte er in der Nacht des größten Erfolges seiner künftigen Frau nicht nachdenken. «Schöner als der heutige Tag kann unsere Hochzeit auch nicht werden», meinte Kirchner, der Yvonne Bönisch als 13-Jährige bei einer Kreismeisterschaft in der brandenburgischen Landeshauptstadt entdeckt hatte und sie sogleich zur Sportschule nach Potsdam lotste. Die schüchterne Teenagerin ließ sich nicht zwei Mal bitten und verließ wenige Wochen später ihre Geburtsstadt Ludwigsfelde.