Vor fast 50 Jahren, im November 1956, war er einer der ersten Judoka der
DDR, die nach der damals neuen Prüfungsordnung die Prüfung zum ersten
Meistergrad ablegten. Heute, mit stolzen 68 Jahren, wollte es Alfons Neumann
noch einmal wissen. Er bereitete sich energisch und mit hoher Konzentration
auf die Prüfung zum 4. Dan vor. „Ich will nichts geschenkt bekommen“ – mit
dieser Devise startete er im April in Strausberg unter den kritischen Augen
der Prüfungskommission, vor seinen früheren Freunden und Judo-Weggefährten,
in die Prüfung.Mit einer
bemerkenswerten Kondition, temporeich und sehr dynamisch zeigte der in
Berlin lebende und in Strausberg trainierende Rentner die verschiedenen
Teile der Dan-Prüfung. Der Prüfungsvorsitzende und Präsident des
Brandenburgischen Judo-Verbandes Hubert Sturm mahnte augenzwinkernd so
manches Mal, dass Alfons seinem Sohn Frederic, der sein Partner in der
Prüfung war, doch bitte hin und wieder Verschnaufpausen gönnen möge.
Faszinierende Prüfung
Von 1950 bis 1963 war Alfons Neumann sowohl im Einzel als auch mit der
Mannschaft vielfacher Deutscher Meister. International hatte er keine
Einsatzchancen, da er als Federgewichtler zu leicht für die damals
international gültigen Gewichtsklassen war. Seine favorisierten Techniken
waren am Boden die Hebel. Dem Sport blieb er sein Leben lang als
Diplomsportlehrer und ehrenamtlicher Judo-Trainer treu. Auch heute noch
betätigt er sich regelmäßig in den verschiedensten Sportarten um sich fit zu
halten. Speziell in der Vorbereitung der Dan-Prüfung gab es jeden Tag eine
umfangreiche Trainingseinheit. Seine früheren Trainingskameraden Johannes
Kluth, „Oskar“ Jegust, Ralf Kramarczyk und Helmut Becker teilten die
Begeisterung der Zuschauer über die Qualität der Dan-Prüfung und bemerkten
einhellig: „Judo ist sein Leben, er scheint nicht einen Tag älter geworden
zu sein.“
Faszinierend für die Zuschauer
war vor allem, dass Alfons Neumann bei der Demonstration nicht nur alle
Techniken sauber und deutlich präsentierte sondern auch gleich noch alle
Namen der Techniken benannte. Diese insgesamt hervorragende Leistung wurde
auch mit einem einhelligen Ergebnis der Prüfungskommission gewürdigt:
Prüfung mit Bestnoten bestanden.
Eine der ersten Gratulanten war
seine Frau. Als kleines Geschenk brachte sie ihrem Mann die Prüfungsordnung
zum 5. Dan mit. In diese Richtung zielte auch seine erste Frage an die
Prüfungskommission: „Wie lange muss ich warten, bis ich die nächste Prüfung
ablegen darf?“ Bei so viel Kondition und körperlicher Fitness wird es wohl
in fünf Jahren zu einer weiteren Prüfung kommen. Schon jetzt jedoch dürfte
Alfons Neumann der älteste Judoka Deutschlands sein, der sich einer Prüfung
zum 4. Dan gestellt hat.
Birgit Arendt
Pressereferentin BJV
veröffentlicht im
Judo-Magazin 06/2003
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