Erst Botschafter des Sports auf der Tatami, dann Botschafter
auf dem diplomatischen Parkett

 

Erich Zielke - erster internationaler Medaillengewinner der DDR
 

 

Steckbrief:

Geb.:            10. November 1936

Beruf:           Diplom-Staatswissenschaftler/
                      Schwerpunkt Außenpolitik        

Fam.-stand:  verheiratet, eine Tochter

Laufbahn:    1956-65  aktive Judo-Laufbahn in der
                     Sportmannschaft Judo der Armee-
                     sportvereinigung Vorwärts am Stützpunkt
                     Strausberg

                     Ab 1965 Studium der Außenpolitik in
                     Potsdam und Moskau,

                     Diplomatischer Dienst, jetzt selbständig


 

Anfang der 50-ger Jahre begann man auch in der DDR wieder mit dem Judo-Training. Der erste internationale Medaillengewinner bei einer Europameisterschaft war Erich Zielke, der in Wien 1959 Bronze gewann.


Es gibt kuriose Wege, um zum Sport zu kommen.

Erich Zielke hatte eigentlich nur deshalb mit Judo begonnen, um während seiner Armeezeit Ausgang zu erhalten.

Dass dieser nichtige Grund über Jahre sein Leben bestimmen sollte, ahnte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Zur Armeespartakiade wurde er entdeckt und als hoffnungsvolles Talent zum Leistungssport nach Berlin gelockt. Erich Zielke gibt offen zu: „Mein Trainer Willy Lorbeer hat mir die Europameisterschaft, und die war in Wien, in Aussicht gestellt – da konnte ich einfach nicht ‚nein’ sagen.“

Erich Zielke war aber auch fleißig und ehrgeizig. Sein Trainer hatte ihm anfangs mit auf den Weg gegeben: „Mach was, dann wirst Du was!“ – Und er machte! Wien wurde 1959 für ihn ein großer Erfolg, Bronze – die erste Europameisterschafts-Medaille für die noch junge DDR im Judo! Und er toppte dieses Ergebnis noch einmal zur EM im Jahr 1962 mit der Silbermedaille.

1965 beendete er seine sportliche Laufbahn und erinnerte sich wieder des Ratschlags seines Trainers: „Mach was, dann wirst Du was!“.

Voller Elan begann er ein Studium der Außenpolitik an den Diplomatenschulen Potsdam und Moskau.

Danach begann seine Karriere im diplomatischen Dienst, es folgten 16 Jahre im Ausland. In diesen Jahren war er vor allem im Balkan und in Indochina in verschiedenen Funktionen tätig. Höhepunkt seiner außenpolitischen Tätigkeit waren die letzten Jahre bis 1991, als er als Generalkonsul in Vietnam tätig war und in Saigon lebte.

Mit der Vereinigung der beiden deutschen Staaten fing ein weiterer bedeutsamer Lebensabschnitt an. Wieder zu Hause in Strausberg bei Berlin baute sich Erich Zielke eine neue Existenz auf. Mit Computer- und Kopiertechnik aus der Zeit in Indochina bestens vertraut, eröffnete er ein eigenes Geschäft und konnte im vergangenen Jahr bereits das 10-jährige Geschäfts-Jubiläum feiern.

Agil und beweglich wie er ist, fällt es ihm natürlich schwer, etwas aufzugeben, woran das Herzblut hängt. Dennoch denkt er mittlerweile so manches Mal auch an das Aufhören.

Nun bereits 66-jährig will er dann doch endlich seinen wohlverdienten Ruhestand genießen, mehr Zeit für seine Familie haben, wieder etwas intensiver Sport treiben, aber sich auch die kulturellen Höhepunkte der Hauptstadt stärker erschließen.

 

Birgit Arendt
Pressereferentin BJV

veröffentlicht im Judo-Magazin 01/2003