Märkische Allgemeine vom 10.06.2002 - Ausgabe Potsdam

SPORT
 

 

 
10.06. JUDO / UJKC-DAMEN STARTEN IN DIE BUNDESLIGA MIT ZWEI GLATTEN ERFOLGEN
Einfach nur ein geiles Gefühl

 
HORST SPERFELD

Zweimal 7:0. Eigentlich ließe sich der Kampf der Potsdamerinnen in der Judo-Bundesliga gegen den KSC Strausberg und den SC Berlin in einer knappen Meldung abfassen. Zu deutlich war die Überlegenheit der Mädels vom UJKC. Spannung lag in der Halle in der Kirschallee nur über der Begegnung zwischen den beiden Gästen, die der da noch erstaunlich selbstbewusst zu Werke gehende Neuling aus Strausberg gegen den einst Weltklasse hervorbringenden Haupstadtverein mit 4:3 für sich entschied.

"Das war einfach geil", lautete denn auch der jugendlich-frische Kurzkommentar von UJKC-Vorturnerin Yvonne Bönisch zum Auftritt ihrer Mannschaft. Sie hatte vor dem Wettkampf einen riesiegen Blumenstrauß für ihre kürzlich errungene Vize-Europameisterschaft bekommen. Kaum ein Duell ging über die vollen fünf Minuten, geschweige denn, der neue "Golden Score" hätte zur Anwendung kommen müssen. Genugtuung vor allem, dass Nancy Steinmüller das Hochgefühl solcher schnellen Erfolge auskosten konnte. Die 23-jährige, im Judo durchaus veranlagte Medizinstudentin muss ansonsten viel zu oft in der schwersten Gewichtsklasse als Prügelknabe gegen weit kräftigere Kämpferinnen herhalten. Äußerlich nahm es die deutsche Hochschulmeisterin zwar mit ihrer gewohnten Gelassenheit, doch dass es innerlich kribbelte, war ihr durchaus anzumerken.

Ja, wen soll der Beobachter aus diesem UJKC-Team herausheben? Alle waren zum rechten Zeitpunkt kampfeslustig, bissig und fix bei der Sache. Die wieselflinke Toni Becker (48 kg) konnte mal wieder zeigen, was sie auch technisch drauf hat. Yvonne Bönisch erlebte, was ein Fast-Titel, also ihr EM-Silber, allein schon Wert ist. Mit viel zu großem Respekt traten ihr die Berlinerin Nadine Selke und Netty Steinecke aus dem Strausberger Team gegenüber und hatten kaum eine Spur von Chance. Einzig die 20-jährige Victoria Burke (78 kg) hatte es etwas schwerer, musste einmal über die volle Distanz.

In Super-Form schickte Trainer Frank Hoelperl zudem seine drei Hallenser Gaststarterinnen für den UJKC auf die Matte. Jeanette Wanke (52 kg), Claudia Malzahn (63 kg) und Heide Wollert (70 kg) waren wohl auch der Grund, warum Bundestrainer Norbert Littkopf den Weg nach Potsdam gemacht hatte. "Na klar, ich muss doch unbedingt ab und an aus dem Milieu der Auswahl raus und die jungen Leute im Blick behalten", erklärte der Leipziger, der auch gern die angesagte Potsdamerin Elisa Schmidtke (63 kg) gesehen hätte. "Sie ist noch nicht so erfahren und soll nächste Woche das erste Mal bei den Deutschen Meisterschaften der U 20 antreten", erklärte UJKC-Trainer Axel Kirchner seinen Sinneswandel hin zu Claudia Malzahn. Schließlich ist Elisa gerademal 16 Jahre jung.

So traf sich die Mannschaft denn auch anschließend im Judo-Dojo Pirschheide zum Grillen und einem Gläschen Sekt. So ein den Druck nehmender Auftaktsieg in der Bundesliga muss schließlich gefeiert werden. "Keine Angst, wir bewerten das nicht über. Jetzt warten andere Kaliber auf uns", meinte Trainer Axel Kirchner mit Blick auf die noch ausstehenden Kämpfe am 22. Juni und dann wieder im Herbst.