Superstars geben sich in der Philipshalle die Klinke in die Hand
 

Düsseldorf (judo-press) Bei den Judo-Europameisterschaften in der Düsseldorfer Philipshalle (16. bis 19. Mai) gibt sich die kontinentale Elite die Klinke in die Hand.

Fünf Olympiasieger, sieben Weltmeister und zudem noch insgesamt 25 Europameister kämpfen in der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens in 16 Gewichtsklassen der Männer und Frauen um die Judo-Krone Europas. Von den Titelträgern der letzten EM 2002 im slowenischen Maribor stehen bis auf die verletzte Leipzigerin Katja Gerber (Bänderverletzung am Knie) alle Meister wieder auf der Matte. Ein deutliches Zeichen für den hohen Stellenwert der EM, fließen die Ergebnisse doch in die Olympia-Qualifikation für 2004 ein.

Angeführt wird die Liste der internationalen Top-Athleten von der Spanierin Isabel

Fernandez (bis 57 kg), die 2000 in Sydney olympisches Gold gewann, nach dem sie sich drei Jahre zuvor in Paris bereits die WM-Krone aufsetzen konnte. Das Aushängeschild des Judo-Sports auf der iberischen Halbinsel greift in Düsseldorf nach ihren EM-Erfolgen von 1998, 1999 und 2001 nach ihrer vierten Goldmedaille. Der Spanierin in nichts nach steht Ungarns Idol Antal Kovacs (bis 100 kg). Der 31-Jährige wurde vor elf Jahren in Barcelona Olympiasieger, ein Jahr später holte er an gleicher Stelle den WM-Titel. Was in seiner Medaillen-Sammlung allerdings noch fehlt, ist europäisches Gold...

Der Türke Hüseyin Özkan (bis 66 kg), der Italiener Giuseppe Maddaloni (bis 73 kg) und Mark Huizinga (Niederlande) in der Klasse bis 90 kg (alle 2000) komplettieren das Quintett der Olympiasieger. Mark Huizinga war zudem bereits viermal Europameister (1996, 1997, 1998, 2001), Giuseppe Maddaloni zweimal (1998, 1999) und Hüseyin Özkan einmal 1997.

Als amtierende Weltmeisterin kommt die Belgierin Gella Vandecaveye in die Düsseldorfer Philipshalle. Die 29-Jährige ist das europäische Aushängeschild in der Klasse bis 63 kg: Gleich siebenmal (1994, 1996-2001) gewann sie die kontinentalen Titelkämpfe. Eine ähnliche Erfolgsbilanz weist die Französin Céline Lebrun (bis 78 kg) auf. Seit 1999 gewann sie ununterbrochen bei den Europameisterschaften Gold, zwischendurch auch noch WM-Gold in München (2001). Ihr Landsmann Frédéric Demontfaucon (bis 90 kg), die Britin Kate Howey (bis 70 kg) und der russische Doppel-Weltmeister von 2001, Alexander Michailin (über 100 kg, Open) schließen die Liste der sieben Weltmeister.

In Europa eine Klasse für sich, weltweit aber noch ohne Goldmedaille, sind der Russe Tamerlan Tmenow in der Klasse über 100 kg (EM-Gold 1998, 1999, 2001, 2002) und der türkische Schwergewichtler Selim Tataroglu, der zwischen 1997 und 1999 dreimal in Folge Europameister war.

Die Aufzählung internationaler Titelträger zeigt deutlich auf, dass es die Judoka des Deutschen Judo-Bundes (DJB) trotz ihres Heimvorteils schwer haben werden. Angeführt wird die DJB-Mannschaft bei den Frauen von der WM-Dritten von München und Titelverteidigerin in der Klasse über 78 kg, Sandra Köppen (Brandenburg). Bei den Herren ruhen die Medaillen-Hoffnungen einmal mehr auf „Oldie“ Frank Möller (Marzahn). Der
32-Jährige Bundeswehrangehörige heimste in seiner Laufbahn bereits sieben EM-Medaillen ein, gewann bei den Weltmeisterschaften 1995 im japanischen Makuhari Silber und sechs Jahre später in München Bronze und war 1996 Olympia-Dritter in Atlanta.

Bei der letzten EM im slowenischen Maribor gewannen deutsche Judoka insgesamt drei Medaillen: Sandra Köppen (Brandenburg) holte in der Gewichtsklasse über 78 kg Gold, Katja Gerber (Leipzig) siegte in der „offenen“ Klasse. Die dritte Medaille (Silber) für den DJB ging in Maribor an Yvonne Bönisch (Potsdam) in der Klasse bis 57 kg. In diesem Jahr soll die Ausbeute, so DJB-Cheftrainer Manfred Birod (Rüsselsheim), ähnlich ausfallen: „Bei den Frauen sollten wieder zwei bis drei Medaillen möglich sein, von den Männern wird mindestens eine Medaille erwartet.“

Zu den Medaillenanwärtern zählen bei den Frauen neben Sandra Köppen vor allen Vize-Weltmeisterin Raffaella Imbriani (Ettlingen) in der Klasse bis 52 kg, Jenny Karl (Rüsselsheim) in der Klasse bis 78 kg und Julia Matijass (Osnabrück). Bei den Herren kommen neben Frank Möller unter anderen Europameister (1998) Daniel Gürschner (Witten) in der Klasse bis 100 kg und Florian Wanner (Großhadern/bis 81 kg) für Podiumsplätze in Frage.

Die Judo-Europameisterschaften sollten ursprünglich in Athen, der Olympiastadt von 2004, ausgetragen werden. Der griechische Verband gab die Titelkämpfe jedoch kurzfristig zurück, der Deutsche Judo-Bund sprang mit Düsseldorf spontan in die Bresche, hatte er doch bereits vor zwei Jahren mit den Weltmeisterschaften in München gute Erfahrungen gesammelt.