Das Judo Magazin besucht die sanierte Sportschule Frankfurt (Oder)
Rundumbetreuung für einen Olympiasieg

Die Sportschule in Frankfurt (Oder) wurde für 4,2 Millionen Euro saniert.
Von den verbesserten Schul- und Trainingsbedingungen profitieren viele Nachwuchs-Judoka. 

Junioren-Weltmeister Thomas Pille, Junioren-Europameisterin Katrin Dittrich und mit Michael Rex, Mareen Kräh, Marlen Hein, Manja Keller, um nur einige zu nennen,  gibt es  weitere national und international erfolgreiche Judoka, die in der Frankfurter Sportschule ihre schulische Ausbildung, aber vor allem auch ihre leistungssportliche Entwicklung absolvieren.

Die Sportler finden ideale Bedingungen vor: Schule, Sporthallen, Internat und Mensa in unmittelbarer Nähe neben dem Olympiastützpunkt mit Trainingsbedingungen vom Feinsten. Damit ist die Koordination der schulischen Belange mit dem Trainingsalltag relativ problemlos möglich.

Täglich haben die Schüler eine Trainingseinheit am Vormittag als Schulsport, Arbeitsgemeinschaft oder Wahlpflichtfach Sport. Dazu kommt eine weitere Trainingsmöglichkeit an jedem Nachmittag im Stützpunkttraining. Zusätzliche, so genannte Arbeitsstunden im Stundenplan bieten die Möglichkeit, die Hausaufgaben bereits in der Schule zu erledigen. Förderstunden, um insbesondere Unterrichtsausfälle durch Trainingslager und Meisterschaften für Kadersportler aufzuarbeiten, ergänzen das Angebot.

Damit sind rundum Bedingungen geschaffen, um den Jugendlichen neben ihrem schulischen Weg, der bis zum Abitur möglich ist, auch eine leistungssportliche Karriere zu ermöglichen.

Auf den Spuren von Henry Maske

Schulleiter Jürgen Behnke spricht im Namen seiner 50 Lehrerkollegen, die die 508 Schüler von Klasse 7 bis 13 betreuen: „Unser Ziel ist es, sportlichen Talenten eine optimale Schulbildung bis zum Abitur zu geben und möglichst viele der Schüler zu nationalen und internationalen sportlichen Erfolgen zu führen.“

Neben Judo werden weitere sieben Sportarten gefördert. Sportgrößen wie z.B. die Boxer Henry Maske, Axel Schulz und Sebastian Köber, aber auch Ringer-Olympiasieger von 1992 Maik Bullmann und viele andere mehr waren einst Schüler an dieser Schule. Aber auch Gewichtheber, Radsportler, Sportschützen, Fußballer und Handballerinnen erfahren eine besondere Förderung.

Jedes Jahr werden in der 7. Klasse 16 Judoka eingeschult. Für erfolgreiche Jugendliche ist auch in Klasse 9 und 11 ein Quereinstieg möglich, für besondere Talente sogar jährlich und halbjährlich. Nicht nur aus Brandenburg kommen die Jugendlichen. Julian Thiel z.B. kam aus Bayern an die Oder. Und die quirlige, erst 14jährige aktuelle Landesmeisterin der U17 Tina Hild betont immer wieder mit nordischem Akzent: “Eigentlich komme ich aus Rostock, aber hier habe ich sehr viele Freunde gefunden und fühle mich pudelwohl.“ Tina und Julian wohnen wie viele andere Schüler dieser Schule im Sportinternat unmittelbar neben der Schule. In dem neu sanierten Gebäude gibt es 240 Plätze in  Einzel- bzw. Doppelzimmern, die mit Dusche und WC ausgestattet sind. Freizeitmöglichkeiten und Clubräume ergänzen das Angebot, aber auch Waschmaschinen stehen zur Verfügung. Vor allem ermöglichen aber ausgebildete Erzieher mit einer pädagogischen Rundumbetreuung einen geregelten Alltag.
Für all das und die Vollverpflegung in der Mensa nebenan zahlen Tinas und Julians Eltern gerade mal 153,40 € im Monat.

1.100 Quadratmeter Tatami

Das Training wird von ausgebildeten Trainern geleitet. Sowohl im Rahmen des Unterrichtes als auch am Nachmittag durch die Landestrainer und darüber hinaus die Lehrertrainer, die neben der pädagogischen Ausbildung Trainer-Lizenzen für den Leistungssport der jeweiligen Sportart besitzen.

Durch die vielfältigen Angebote des gesamten Sportkomplexes wird das Training entsprechend abwechslungsreich gestaltet. Der Sportplatz mit moderner Kunststoffbahn wird dabei ebenso einbezogen wie die 3000 qm große Brandenburg-Halle bzw. der für den Leistungssport modern eingerichtete über 500 qm große Kraftraum. Für das Judo-Training stehen zwei Hallen mit über 1100 qm abgefederter Tatami zur Verfügung.

Am 14. Februar 2003 wurde nun nach eineinhalb Jahren Bauzeit die für 4,2 Mio. € komplett sanierte Sportschule Frankfurt (Oder) durch den Bildungsminister des Landes Brandenburg, Steffen Reiche, übergeben. Schüler aus allen Sportarten gestalteten dafür im Rahmen des Festprogramms eine ansprechende Sportgala.

Schulleiter Behnke freut sich auf das neue Schulgebäude und über die gelungenen baulichen Veränderungen. „Mit einem Schul-Anbau, in dem modernste Fachkabinette untergebracht sind und einer weiteren Etage haben wir endlich räumliche Bedingungen, die ein ruhiges und effektives Lernen ermöglichen.“ Besonders ansprechend sind aber auch optische Veränderungen, wie die moderne Aluminium-Glas-Fassade im Treppenhaus und die farbliche Gestaltung der Schule. Jede Etage ist gestaltet in jeweils einer Farbe der olympischen Ringe. Auch kann jetzt jeder bereits an der Fassade den Schulnamen lesen und erkennt an den Piktogrammen die Sportarten.
Die Junioren-WM-Siebente Maren Kräh bedauert, dass sie kurz vor den Abitur-Prüfungen steht. „Leider kann ich diese neue Schule nur noch ein paar Wochen erleben. Die hellen und freundlichen Räume schaffen eine sehr angenehme und ruhige Lernatmosphäre. Da macht das Lernen einfach viel mehr Spaß.“  

Mit der Übergabe der Sportschule ist der letzte Baustein in der Sanierung des Gesamtkomplexes des Olympiastützpunktes abgeschlossen.

Hier wurden in den letzten zehn Jahren insgesamt 35 Millionen € investiert, um die Trainingsstätten auf höchstem Niveau einzurichten bzw. neue Wettkampfstätten zu bauen. Der Leiter des Olympiastützpunktes Wilfried Lausch hat große Ziele: „Mit diesen idealen Bedingungen für alle Sportarten wollen wir endlich wieder einen Olympiasieger aus unserer Stadt haben.“ Die Sportler, Trainer und Lehrer werden sicher ihr Bestes dafür tun.

Birgit Arendt
Pressereferentin
Brandenburgischer Judo-Verband e.V.
erschienen im Judo Magazin 04/03