Herr Sturm, ein halbes
Jahr nach der Übernahme des Brandenburger
Verbandes als Präsident sind erste
Akzente gesetzt. Welche Schwerpunkte
haben Sie in Ihrer Arbeit gesehen?
Es sind viele Dinge
angeschoben worden, die bereits erste Früchte tragen, manche
aber auch noch Zeit
für die Umsetzung brauchen.
Als wichtigste Punkte möchte ich folgende hervorheben:
1. Die bewährte Arbeit im Vorstand wurde
fortgesetzt. Um die Arbeit zu
effektivieren, wurde eine präzisierte
Geschäftsordnung festgelegt und die
Aufgaben der einzelnen Vorstandsmitglieder
neu geregelt.
2. Innerhalb des DJB gibt es derzeit
viele Diskussionen zu Reformen.
Der BJV hat einen Vorschlag für eine
Strukturreform im Bereich des
Leistungssports eingebracht. Dieser und weitere
Ideen werden zur Zeit
beraten.
3. Alle Referenten des Vorstandes
leisten eine vorbildliche Arbeit in ihrem
Bereich. So wurden z.B. alle Aus- und
Weiterbildungsmaßnahmen der
Kampfrichter, Übungsleiter und Trainer in hoher
Qualität realisiert.
Der Hochleistungssport
ist eine der – auch personell – tragenden Säulen
des Verbandes. Wie schätzen Sie
die Entwicklung derzeit ein?
Die internationale
leistungssportliche Entwicklung war im ersten Halbjahr sehr
erfolgreich, wobei
hier differenziert werden muss. Die internationalen Ergebnisse
kamen
ausschließlich aus dem weiblichen Bereich. Im männlichen Bereich haben
wir zur
Zeit keinen internationalen Leistungsträger.
Herausragende Ergebnisse
erreichten Sandra Köppen (PSG Brandenburg) mit
dem Europameistertitel und Yvonne Bönisch (UJKC Potsdam) als Vize-
Europameisterin. Franziska Pufahl (UJKC Potsdam)
erkämpfte sich den
3. Platz bei der Jugend-Europameisterschaft.
Und bei der kürzlich zu Ende
gegangenen Junioren-Weltmeisterschaft in Korea
belegte Katrin Dittrich (JC 90
Frankfurt /Oder) den 5. Platz, Mareen Kräh
(Asahi Spremberg) und Marlen Hein
(Prenzlauer JV) wurden jeweils Siebente.
Im nationalen Bereich
erkämpften Brandenburger Judoka 11 Deutsche
Meistertitel im Jugend- und
Juniorenbereich.
Sie haben als
Präsident auch die Verantwortung für die
Öffentlichkeitsarbeit übernommen ...
Die Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit ist seit Jahren ein besonders kritischer Punkt
in unserem
Verband. Mit der Neuwahl von Birgit Arendt in die Funktion des
Pressereferenten
ist dem BJV ein Glücksgriff widerfahren. Hier können wir die
größten
Fortschritte feststellen. Die Zusammenarbeit mit der örtlichen Presse, dem
Judomagazin, dem Brandenburger Sport-Journal und den Vereinen hat sich sehr
konstruktiv entwickelt und ist von großer Sachlichkeit und Aktualität geprägt.
Die Gestaltung der Homepage
unseres Verbandes kann nur gelobt werden. Diese
umfangreiche Arbeit –
EHRENAMTLICH – zu leisten, verlangt Hochachtung und
Respekt. Bemerkenswert ist
in diesem Zusammenhang die Akzeptanz dieses
Mediums. Gab es im ersten Jahr etwa
6800 Besucher auf der Homepage, sind es
bis heute innerhalb von neun Monaten
bereits 18.000 Besucher!
Leider wird das Gästebuch
der Homepage oft auch für unsachliche Darstellungen
genutzt. Ärgerlich dabei ist
insbesondere die anonyme Häme gegenüber Sportlern
und unsachliche Darstellungen.
Wir als Vorstand empfehlen unserer Pressereferentin,
derartige anonyme Einträge
zu löschen.
Nach wie vor rufe ich alle
Mitglieder des BJV auf, mit aktuellen Berichten aus allen
Bereichen die
Pressearbeit zu unterstützen.
Ein Verband, der nur
mit vielen Mitgliedern leben kann, braucht
vielfältige Breitensportaktivitäten
...
Im Bereich des Breitensports
gibt es ein hohes Engagement des Referenten
Dirk Krüger und vieler Trainer und
Mitglieder des Verbandes. Besondere Beispiele
sind Veranstaltungen, die den
Judo-Sport in der Öffentlichkeit bekannt machen, wie
z.B. der Aktionstag für
Mädchen und Frauen im Juni in Ortrand, der Judo-Mehrkampf
im März in Strausberg
oder die Judo-Vorführungen im Potsdamer Stern-Center.
Besonderes Lob verdient
aber auch das Engagement zur Durchführung der Landes-
Kata-Meisterschaft im
September.
Vor allem sind hier jedoch
auch die herausragenden Ergebnisse bei besonderen
Meisterschaften zu nennen. So
wurde z.B. Susann Schützel zum wiederholten Male
Weltmeisterin der
sehbehinderten Judoka. Michael Paul wurde Senioren-Vize-
Weltmeister und Dr.
Michael Böhme erkämpfte sich den Meistertitel und den 3. Platz
bei den 23.
Welt-Sportspielen der Mediziner.
An dieser Stelle nochmals
ein herzliches Dankeschön an die Judoka und die
Funktionäre der Heimatsektionen.
Nicht nur der
Brandenburger Verband klagt über rückläufige Mitgliederzahlen.
Welche
Konsequenzen hat das und wie begegnet man dem?
Der Rückgang an
Mitgliederzahlen hängt sicher zum einen damit zusammen, dass ein
Großteil
unserer Mitglieder aus dem Kinder- und Jugendbereich kommen. Hier machen
sich
bereits die geburtenschwachen Jahrgänge bemerkbar.
Aber auch die Vielfalt des
Angebotes der Gesellschaft für Jugendliche mit allen Vorteilen
und auch den damit
verbundenen Nachteilen lässt die sportliche Betätigung immer mehr
aus dem
Blickfeld geraten.
Nichtsdestotrotz kann ein
Verband nur mit und durch seine Mitglieder leben und die
Gesamtheit des Breiten-
und Leistungssports und des damit verbundenen
Wettkampfgeschehens absichern.
Darüber hinaus ist ja gerade
unsere Sportart dafür prädestiniert, Kindern Bewegungsgefühl
beizubringen, die
Achtung vor dem Gegner zu lehren und Aggressionen abzubauen. Die
Potenziale, die
hier stecken, müssen noch progressiver über alle Bereiche des Breiten-,
Leistungs- und Schulsports beworben und genutzt werden. Hier sind auch die
Vereine
gefragt, großes Augenmerk auf kreative Angebote, Freude machendes
Training, familiäre
Vereinsarbeit und auf die bildenden und erzieherischen
Möglichkeiten unserer Sportart zu
richten. Nur dann kann man die Kinder und
Jugendlichen gewinnen und auf lange Sicht
dem Judo-Sport erhalten.